By Holger Melms
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Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)
Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
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1994
1997
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2003
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2006
2007
Å,å = Aa,aa    ø=ö

Erkundungstour
zur russischen Grenze mit dem Auto

 

Narvik - Kiruna - Lappland - Kirkenes - Grense Jacobselv
Hurtigrute bis Havöysund - Alta - Nyksund

 

Wenn ihr eine Linie zieht vom südlichsten Punkt der grünen Linie rechts hoch unter 45 Grad, erreicht diese Linie (fast am rechten Bildrand) die norwegisch-russische Grenze an der Barentssee. Dort gibt es keinen Hafen aber eine Mole. (Tipp von Björnar Nymo, der hier oben 13 Jahre mit seinem Kutter Asphalt transportierte und jeden Stein kennt.) Das ist mein theoretisches Törnziel für dieses Jahr; aber nur, wenn es sich lohnt und das Wetter dort oben mitspielt. Die einzig in Frage kommende Zeit für die Strecke østlich Honningsvåg (Nordkapp) soll Mitte Juli bis Anfang August sein.

Also plane ich, mich Mitte Juli in Honningsvåg auf die Lauer zu legen und auf gutes Wetter (sprich ablandigen Wind) zu warten.  Aber zunæchst will ich erkunden, was mich dort hinten erwartet.

Die gepunktete Linie zeigt den Fahr-PLAN.

 

Die 3500 km Tour ist so geplant: Nygårdsjöen - Fauske - Narvik - Riksgränsen (S) - Kiruna (S) - hoch durch Finnland und zurück nach Norwegen Kautokeino - Karasjok, dann wieder nach Finnland (Inarii) und weiter hoch nach Kirkenes.

Von dort die restlichen 60 km zur russischen Grenze und besagter Mole.

 

Ab Kirkenes wieder per Auto via Lakselv*** nach Havøysund und Alta. Von dort nach Vesterålen (Sortland, Myre und Nuksund) und zurück nach Bodö/Nygårdsjöen.

 

*** Hier wurde der Plan geändert: Ab Kirkenes ein paar Häfen (Vardö, Baatsfjord etc.) ohne Auto mit der Hurtigrute erkunden.

 

Die Anreise nach Kirkenes

Die „direkte“ Strecke von Bodö bis Kirkenes führt durch alle drei skandinavischen Länder. Wobei mit „direkt“ alles andere als die Luftlinie gemeint ist, da es hier oben kaum noch Straßen gibt. Man fährt in einem großen Zickzack.

 

Karte 1Aus Platzgründen zeigt die Karte den ersten Teil der Hin- und den letzten Teil der Rückreise.

 

(A002)      Eine große Überraschung ist für mich die Strecke von Fauske (bei Bodö) bis Ballangen (bei Narvik): einfach monumental! Leider bin ich gezwungen zu rasen, um die Fähre über den Tysfjord um 5:45 zu erreichen. (Das Wichtigste an diesem Foto: hier ist schon Sommer!)

 

(A012)      Die Fähre (etwa alle zwei Stunden) über den Tysfjord teilt Norwegen in Zwei: es gibt keine Landverbindung (außer zu Fuß) zwischen dem südlich und dem nördlich des Fjords liegenden Norwegen.

 

(A015)     Ich bin wie geplant um halb Zehn in Narvik und kann mich erkundigen, ob hier noch Personen-Züge fahren. Nachdem die schwedische Staatsbahn seit 1999 diese Strecke nicht mehr befährt sondern alle zwei Jahre neu an Privatbahnen verpachtet, ist das nicht mehr sicher. (Nach der „Tågkompaniet“ ist jetzt die französische Firma „Connex“ dran, die auch die Stockholmer U- und S-Bahn betreibt. Dinge gibt’s!) Wie man sieht, fahren auf den Gleisen der Erzbahn noch Personen-Züge. Auch nach dem Fahrplanwechsel im Sommer 2004 sollen die Züge weiter fahren, aber dann werden die Fahrpreise um fast 50% erhöht. (Man fährt von hier die rund 1500 km bis Stockholm oder Göteborg ohne umzusteigen!)

 

(A018)     Das nächste Ziel ist Kiruna. Um dorthin zu kommen muss ich auf der relativ neuen Straße E10, die fast immer parallel zur Bahn verläuft, über einen Pass fahren. Der höchst gelegene Bahnhof der Bahnlinie ist Björnfjell. Die kurze Seitenstraße dorthin ist aber noch nicht befahrbar. Die Schneedecke ist hier noch einen halben Meter dick.

 

(A029)      Die Kirche von Kiruna. Viel mehr Freundliches gibt es in der Stadt neben den größten Eisenerzgruben (der Welt?) nicht zu fotografieren. Aber das ist auch nicht die größte Attraktion der Stadt für mich. Es ist vielmehr die schwedische Spezialität „dagens rätt“. Ich kann sie an diesem Donnerstag und am morgigen Freitag ausgiebig genießen.

 

(A051)      In Kiruna würde es sich lohnen, die Erzgruben zu besuchen - obwohl es nicht gerade billig ist. Ich entschließe mich zur Teilnahme an einer Führung. Mein Geld werde ich aber nicht los, da die Mindestanzahl von 10 Besuchern nicht zusammenkommt. Zur Entschädigung treffe ich in der rund 50 km entfernten Nachbargrube Svappavaara auf einen der berühmten Erzzüge, deren immer 52 Waggons mit je 20 Tonnen Erz von speziellen dreigliedrigen Elektro-Lokomotiven nach Narvik bzw. Luleå gezogen werden.

 

Karte 2Diese Karte zeigt ebenfalls die Hin- und Rückreise, diesmal das "Mittelteil". (Stark überlappend mit den beiden anderen Karten.)

 

(A056)      Die Straße führt weiter durch den nördlichsten befahrbaren Zipfel Schwedens nach Finnland und dort im Zickzack bis zu einem Parkplatz, auf dem tatsächlich mal Bildung vermittelt wird: Auf einer Tafel werde ich darauf hingewiesen, dass hinter dem Hügel, über den die Straße hier führt, die „Kieferngrenze“ liegt. Und tatsächlich: genau ab der bezeichneten Stelle wachsen nur noch Birken.

 

(A060)      Nach weiteren Zickzack bin ich zurück in Norwegen und komme zu dem an sich landschaftlich schön in einem Tal gelegenen Ort Kautokeino, der „Hauptstadt“ der Samen. Der Ort selbst ist fast als schrottig zu bezeichnen. An fast jedem Haus stehen mindestens zwei Autowracks, das jeweils dritte Auto scheint noch in Betrieb zu sein. Hier gibt es eine Samen-Hochschule aber auch Hinweistafeln aus dickem Eisenblech mit Hunderten von Einschüssen. Einige der Einschüsse lassen auf Kaliber schließen, mit denen man wohl Bären gleich paarweise zur Strecke bringen könnte. (Viele andere Schilder wurden ebenfalls beschossen.) Nicht gerade vertrauenserweckend. Also weiter.

 

Es folgen noch der Ort Karasjok, der auch im zentralen Samengebiet liegt, sich aber dank seiner Lage an der E6 zu einem sauberen aber langweiligen Touristenort gemausert hat. Dann folgt wieder Finnland mit der noch langweiligereren Straße entlang des Inari-Sees. Diese Strasse führt ziemlich direkt nach Kirkenes, wo ich mit Schneetreiben empfangen werde. Aber das war nach allen Berichten, die ich zuvor erhielt, nicht anders zu erwarten.

 

Karte 3Die letzte der drei Karten: Ost-Finnmark mit den alten und dem neuen Ziel.

 

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Verworfene Ziele

Als repräsentative Ziele für den Törn 2004 waren zunächst ins Auge gefasst: die kleine Mole direkt westlich der norwegisch-russischen Grenze am Grenzfluss Jakobselv und ersatzweise Kirkenes, dem Endhafen der Hurtigrute.

 

(A103)     Um die Mole zu finden muss ich von Kirkenes zunächst in Richtung Murmansk fahren und nach wenigen Kilometern direkt vor dem (täglich nur von 7 bis 21 Uhr geöffneten) Grenzübergang „Storskog“ nach links abbiegen.

 

(A122)     Viertel vor Zwei (gemeint ist zwei Uhr nachts!) am Pfingstsonntag war ich dort und siehe da: die Mole scheidet als Ziel aus, da sie, von der offenen Barentssee bereits zum Teil zerstört, nur noch ein oder zwei Ruderbooten Schutz bieten kann.

 

(A174) Als Entschädigung für das „zerstörte“ Ziel erwies sich der „zwei Mal 60 km“-Abstecher dorthin. Er führte über einen 190 m hohen Pass im Jarfjordfjell mit reichlich Schnee ...

 

(A180)    ... und noch vollkommen vereisten Seen ...

 

(A107)      ... zum Tal des Jacobselv, der zur Unterscheidung von einem anderen Jakobsfluss „Grense Jacobselv“ genannt wird („elv“ = „Fluss“). Der kleine Fluss bildet hier seit 1826 die Grenze zu Russland. Die Berge im oberen Drittel des Fotos sind russisches Territorium. (Von Frühling oder gar Sommer wie in Bodö ist hier noch nichts zu merken.)

 

(A136)      Die Mündung des Jacobselv mit einem gelben norwegischen Grenzpfosten. Die Grenze verläuft entlang der tiefsten Stelle des kleinen Flusses.

 

(A140)      Hinter der engen Mündung (jenseits des linken Bildrandes) bildet der Fluss einen weiten See, der früher ein beliebter Hafen für Fischer war. Ich stehe oberhalb der König-Oscar-Kapelle, die ihr in jedem Norwegen-Reiseführer und in jedem Finnmark-Prospekt abgebildet findet. (Die Fotos mit Nummern 136 und höher stammen vom Pfingstsonntag, einem herrlichen Sonnentag. Die anderen Fotos sind „Nachtaufnahmen“.)

 

Auch Kirkenes wurde als Ziel verworfen, da sich die Stadt als wenig attraktiv erwies. Der während des Kalten Kriegs mit viel Geld versorgten Bastion (noch heute existiert ein Fotografierverbot für den Flughafen und das umgebende Gebiet) wurden in der Mitte der neunziger Jahre die Subventionen zusammen gestrichen. Etwa zur gleichen Zeit musste der Betrieb der rund 10 km entfernten Eisenerzgrube (bei Björnvatn) eingestellt werden, was sich direkt auf die Verladeeinrichtungen im Hafen von Kirkenes auswirkte.

 

(B005)      Heute kämpft die Stadt an allen Fronten sichtbar gegen den Verfall. Der Anteil der russischen Bewohner ist zwischenzeitlich auf rund zehn Prozent gestiegen, was aber bisher keinen sichtbaren Schub in der wirtschaftlichen Entwicklung bewirkt hat, obwohl der Hafen voller russischer Schiffe liegt. Einige machen einen durchaus „normalen“ Eindruck, während andere stinkende (vom permanent laufenden Motor) und rostende Seelenverkäufer sind. (Der „Hafen“ ist eine einige Kilometer lange, zur See offene, leicht geknickte Kaimauer und absolut nichts für ein kleines Segelboot.)

 

(B007)      In einer kleinen Bucht auf der anderen Seite der Stadt liegt der sogenannte „Kleinboothafen“. Dort scheint sich im Winter Eis zu bilden, denn alle Boote haben einen Platz an Land und nur ein Viertel der Boote schwimmt (schon?) im Wasser. Das gesamte Gebiet um die Bucht wirkt wie ein riesiger Schrottplatz. Der einzige Schwimmsteg ist mit einem Gitter gesichert. Einen Gästesteg scheint es nicht zu geben. Und Fischerboote, an denen man meist gut festmachen kann, sind in ganz Kirkenes nicht zu sehen.

 

Es ist sicher nicht unmöglich, in Kirkenes einen Liegeplatz zu finden. Aber der Aufwand scheint mir in keinem Verhältnis zum Gewinn zu stehen, zumal ich mit der Fahrt in das Tal des Jacobselv schon das Beste der Gegend gesehen habe.

 

 

Suche eines neuen Ziels

Um die kleinen Fischerhäfen entlang der Küste mit dem Auto zu besuchen fährt man sich die Hacken ab, da praktisch jeder der in Frage kommenden Häfen am Ende einer rund 100 km langen Sackgasse liegt. Und bei einem Preis von 10,88 NOK (ungefähr 1,25 Euro) pro Liter Benzin und einem Alter von 67 Jahren (siehe unten) kann man schon an Alternativen denken. Warum also nicht die ganze Strecke von Kirkenes bis zum Nordkapp mit der Hurtigrute abfahren? Und zwar gleich mit dem Auto?

 

Gedacht, getan. Am nächsten Morgen um 10 Uhr warte ich am Hafen auf das einlaufende Hurtigruten-Schiff. Das Problem könnte sein, dass alle 45 verfügbaren Autoplätze der „Richard With“ belegt sind. Sind sie aber nicht. Und der Preis bis Havöysund, wo ich hin will, ist auch ok: rund 500 NOK für das Auto und noch einmal 500 NOK für den Fahrer (statt 1000 NOK, weil ausreichend Alte 50% Rabatt bekommen, was mit der norwegischen Volksrente zusammenhängt). (Wechselkurs zur Zeit ungefähr 1 Euro = 8,15 NOK.)

 

(B011)      Am Kai warten nur Wenige mit einem Auto. Einer der Wartenden hat einen eher seltenen „Pkw“. Das (grüne) Autokennzeichen „W-NH 24“ weist ihn als Deutschen aus. Er ist mit 25 km/h durch ganz Finnland bis hierher gefahren und hat als Ziel ... natürlich das Nordkapp! Aber die letzte Strecke will er mit der Hurtigrute fahren. Er ist einer der Wenigen mit dem es sich lohnt, sich über das Reisen und Reiseziele zu unterhalten.

 

(B018)      Kurz nach Mittag sind unsere beiden „Pkw“ mit einem Fahrstuhl in das Innere der „Richard With“ verladen. Da über den Reise-Trecker-Fahrer mehrfach in den Zeitungen berichtet wurde hier sein voller Name: Helmut Oberbossel, dem ich für die Rückfahrt viel Ausdauer wünsche.

 

(B062)      Nach mehreren Anläufen gelingt es mir, „maximal 10 Minuten“ mit Kapitän Roger Olsen (hinten) oder ersatzweise dem Steuermann Tom Rune Einersen auf der Brücke der „Richard With“ über die Besonderheiten des neuen „AIS“ und den Tücken der Barentssee zu sprechen. Als ich im Gespräch mit dem Tom Rune einen Hafen in Vesterålen erwähne, in dessen Nähe er aufgewachsen ist, wird aus den 10 Minuten eine volle Stunde inkl. An- und Ablegemanöver in dem engen Hafen von Berlevåg.

 

(B030)      Ich habe den norwegischen Lotsenführer „Den norske Los“ dabei und wir diskutieren alle fünf Häfen, die von der Hurtigrute hier oben angelaufen werden. Das sind: Vardö, Båtsfjord, Berlevåg, Mehamn und Kjölleford. Alle diese Häfen sind noch fast reine Fischerhäfen mit Schwimmbrücken für „wandernde“ Fischerboote, das Beste was es hier oben für die PHINE gibt. Der Hafen von Vardö, den wir im Schneetreiben anlaufen, gefällt mir am Besten. Er ist der östlichste Hafen Norwegens (Kiskenes liegt viel südlich und weiter westlich), also auch ein Superlativ. Und in jedem der Häfen dorthin kann ich einen ordentlichen Liegeplatz finden.

 

 

Das neue Ziel heißt Vardö

Der Ort Vardö, der auf der gleichnamigen Insel liegt, ist ein relativ großer Fischerhafen, der wie viele andere gegen den Verfall ankämpft. Er liegt eindeutig in der arktischen Zone und ist sicherlich ein absonderlicher Ziel.

 

(B117)      Aber auch nicht unmöglicher als die Idee, mit einem 25 km/h-Trecker, von Wuppertal zum Nordkapp zu tuckern. (Hier verläßt er am 1. Juni gegen halb Sechs morgens in Honningsvåg die „Richard With“ um die restlichen 35 km zum Nordkapp zu fahren.) Ich reise noch eine „Haltestelle“ weiter bis Havöysund und fahre dort um halb Neun von Bord. Dort beginnt der zweite Teil dieser Erkundungstour.

 

Über Havöysund habe ich 2003 ausführlich berichtet. Alles ist noch so, wie ich es kenne. Siehe Kapitel Havöysund (unverändert vom Vorjahr). Und ich werde von den Leuten, die ich hier voriges Jahr traf, sowohl unrasiert (Standard) als auch rasiert (Verkleidung) sofort wiedererkannt.

 

 

Der verbleibende Teil der Erkundungstour ...

... ist zum Besuch der Personen und Orte gedacht, die ich während des Törns 2003 hier oben kennenlernte. (Ausgenommen natürlich diejenigen, die man nur mit dem Boot erreichen kann - wie Hekkingen und Bergsfjord.)

Deshalb war die Strecke wie folgt geplant: Havöysund - Alta - Sortland - Nyksund - Myre. Änderungen ergaben sich diesmal keine, nur ein Zusatz: Skutvik.

In Havöysund werde ich von den netten Damen in der Bibliothek bis zu einem alten Fischer von allen wiedererkannt, die ich im letzten Jahr hier traf. Bei Claudine kann ich den Tagesaufenthaltsraum (für Fischer) zum bequemen Arbeiten am PC und in der Bibliothek den ausgiebigen Zugang zum Internet benutzen. Siehe Havöysund.

Die Straße von Havöysund zum Festland existiert erst seit 1988. In Olderfjord am Porsangen (ein Fjord) trifft sie auf die E6. Ab hier geht es in südlicher Richtung ins Reich der Samen zurück: kalte, graubraune Hochmoore in einem weitläufigen Hochtal ohne jeden noch so kleinen Strauch. So schlecht einige der Samen in der heutigen Zivilisation zurecht kommen mögen, hier oben waren sie bis vor rund hundert Jahren Herren in ihrem eigenen Reich.

 

(D062) Erst unmittelbar vor Alta, also nach gut 200 km, dann eine Augenweide: ich sehe seit fast einer Woche in der pflanzenlosen - wenn man Flechten und Moose mal nicht dazu rechnet - Ödnis (Tundra?) plötzlich wieder Bäume und grünes, üppiges Gras. (Zur Definition der Tundra gehört der Permafrost in den tieferen Bodenschichten. Ob es ihn hier oben - in der nördlichen Finnmark - gibt, weiß ich nicht. Nebenbei: Die Ödnis lässt sich verdammt schlecht im kleinen Internet-Format abbilden.)

 

(D003) Südlich von Alta strapaziert die E6 meine Nerven: jenseits des rechten Straßenrands liegen mehrere Stunden lang breite und damit ziemlich monoton wirkende Fjorde. Außerdem umfährt die E6 jeden Seitenfjord. D.h. man fährt eine quälende Stunde und ist nur ein paar Kilometer Luftlinie näher am Ziel. Nur an einer Stelle bin ich begeistert. Bei  Gildetun führt die Straße zu einem Hochtal und man hat trotz der tief hängenden Wolken einen herrlichen Blick über die Wasserflächen von Kvaenangen. (Blick nach Norden in Richtung Loppa.)

 

(D019) Nach weiteren 500 km, vorbei an der Garnisionsstadt Bardufoss und dem Städtchen Sortland bin ich auf der engen, gewundenen Schotterstraße nach Nyksund. Sie darf mit 80 km/h befahren werden!

 

Alles weitere über Nyksund im Kapitel Nyksund.

 

(D044) Auf dem Rückweg nach Sortland komme ich in Jennestad vorbei. Der kaum wahrnehmbare Ort wird in jedem Reiseführer erwähnt. Hier gab es mal eine Graphitgrube und einen reichen Kaufmann, dessen Wohn- und Lagerhaus man zu erhalten versucht. Den großen und einst soliden Dampfschiffskai läßt man verfallen. 1997 habe ich hier mit geringen Bedenken noch festgemacht (mit Hartwigs SATURN und Rosi und Erich an Bord), heute ließe ich es wohl bleiben.

 

(D052) Diesmal fahre ich in den Ort rein. Und tatsächlich: es gibt so etwas wie ein Sortland-Blau! (Siehe Nyksund, dort taucht der Begriff bei mir zum ersten Mal auf.) Man hat es tatsächlich geschafft, schon einige Dutzend Häuser in dieser Farbe zu streichen.

 

(D056) In Skutvik. Ich fahre einen kleinen Umweg um die zwei Norwegen-Freaks zu besuchen, denen ich es zu verdanken habe, dass ich meinen Winterplatz in der Nähe von Bodö gefunden habe. Wir treffen uns auf ihrem Motorboot zum Plaudern und gegenseitigen Bestätigen, dass Nordnorwegen ein wunderbares Revier für Individualisten ist.

 

(D068) Rauchende Fabrikschlote - Arbeitsplätze oder Umweltverschmutzung? Diese Anlage an der E6 nördlich Fauske scheint beides zu bedeuten. (Man findet hier oben kaum Industrie-Anlagen. Dies ist die einzige, die ich so qualmen sah.)

 

(D079) Das sind nun eindeutig Elche, auch wenn, wie ich vermute, noch recht junge. (Ein paar Kilometer zuvor traf ich auf ein deutlich größeres Tier ebenfalls am Straßenrand. Es gab mir 10 Sekunden Zeit zum Anhalten, Fenster runter kurbeln und Auslöser drücken. Dummerweise benötigte ich dafür aber 11 Sekunden.)

 

Elche trauen Menschen nicht sehr, aber sie entfernen sich nur langsam. Oft fressen sie dicht am Straßenrand.

Rentiere laufen zwar geruhsam über die Straße, trappeln aber zügig davon, selbst wenn man nicht aussteigt. Von den rund 200 Rentieren, denen ich begegnete, war ich in keinem Fall schnell genug, ein Foto von ihnen aus der Nähe zu machen. (Wenn man sie so oft sieht, will man auch keine mehr fotografieren.)

 

(D082) Empfang nach 11 Tagen in Nygårdsjöen: Graupel an Bord und eine schneiende Wolke über Sandhornöya. (So etwas müsste man bei uns auch sehen können, habe ich aber noch nicht beobachtet.)

 

Fazit der Erkundungstour: Alles geschafft wie geplant, eine beeindruckende Reise,  aber anstrengender als gedacht. Gesamtstrecke: 2900 km. Das sind rund 600 km weniger als vorausberechnet, insbesondere wegen der Fahrt mit der Hurtigrute. Es kommt mir aber vor, es wären mindestens 600 km mehr gewesen, obwohl ich, „zerteilt“ durch die 11 Reisetage, im Durchschnitt nur lächerliche 260 km pro Tag gefahren bin. Aber man sitzt doch recht lange im Auto, da man Nebenstrecken besser nur mit 50 bis 60 km/h und die E6 besser nur bis 80 km/h fährt. Mehr, nämlich 90 km/h, ist ohnehin nur selten erlaubt. Das sind dann aber noch keine Durchschnittsgeschwindigkeiten! Das Auto hat auch so reichlich unter den immer wieder plötzlich auftauchenden Frostschäden (Schlaglöcher und übler noch, „Schlagbuckel“) gelitten.

 

 

 

 

 

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22.11.2008

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