By Holger Melms
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Mein Standard-Browser, mit dem ich auch meine Seiten teste.
Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)
Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
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Arctic Gemini

 

In Öksfjord wollte ich wie gesagt ein oder zwei Tage in der Abgeschiedenheit, aber auch im Schutz eines sicheren Hafens verbringen.

Es kam ganz anders.   

 

 

 

c 15. August 2006   15:42   ÖksfjordDer T-förmige Schwimmsteg war an der Außenseite des “T” mit Schwimmauslegern gespickt worden, so dass es praktisch keinen Gästeplatz mehr gab. Auch nicht wie sonst üblich mittschiffs an der Stirnseite (x) des Querstegs, weil der Bug der PHINE dann an das hinterste Boot des Hauptstegs stoßen würde, bzw. dessen Ein- und Ausfahrt blockieren würde.

Bei ruhigem Wetter konnte ich mir dann aber einen Liegeplatz “basteln”, so dass PHINE nicht Gefahr lief, sich den Rumpf an der vorspringenden Ecke (weiße Linie) zu beschädigen.

In den Hafen läuft von “rückwärts” schon bei wenig Wind Schwell, den man mit einer Reihe von Reifen(schwarze Linie im Bild) wenig erfolgreich zu dämpfen versucht.

Warum so ausführlich?

Kurz nach Mitternacht, es ist unter den Wolken schon sehr dunkel, läuft ein 13m Katamaran in den Hafen, dessen Skipper sich an PHINEs Stelle legen will, während ich dann PHINE an die Außenseite des Katamarans lege - das normale, wenig zeitaufwendige Verfahren.

Nur nicht hier, was der norwegische Skipper in der Dunkelheit nicht sehen und ich ihm auf Englisch auch nicht plausibel zurufen kann. Um es kurz zu machen, ich weigere mich, seinem Vorschlag zu folgen. Verständlicherweise stinksauer sucht er in der Dunkelheit einen anderen Platz, bleibt aber bei allem Ärger in seiner Wortwahl noch moderat.

Zunächst glaube ich, es mit einem dieser oft rücksichtslosen Skipper aus dem Süden des Landes zu tun zu haben, wozu allerdings seine letzten Sätze nicht passten.

Also radele ich zu seinem Liegeplatz, um mich zu entschuldigen oder zumindest zu erklären. Nicht ganz einfach, denn drei Öksfjorder jugendliche Besucher halte ich fälschlicherweise für Crewmitglieder. Schließlich spreche ich mit dem Skipper und werde ebenso wie die Jugendlichen an Bord gebeten.

Die Crew des Katamarans besteht aus drei Personen: dem Skipper aus Hammerfest sowie einem mit ihm befreundeten Fischer aus der Nähe von Hammerfest und dessen Frau - also alles Einheimische.

Früh um Sieben haben wir alles Finnmark-Relevante unter Zuhilfenahme landesüblicher Getränke diskutiert: der Krieg mit den Deutschen, die Entwicklung der Fischerei, die Schönheiten der Landschaft. Als ich dann von gezeigten Fotos fast jeden Ort und jedes Gehöft (u.a. Saraby) benennen kann, ist die Scharte der Ablehnung einigermaßen ausgewetzt.

Die drei Jugendlichen waren inzwischen von Bord gegangen. Wir liefen zur - nicht ganz problemlosen - Inspektion des komischen Liegeplatzes der PHINE, die wir erst wieder verließen, nachdem wir uns gegenseitig versprochen hatten, dass keiner ablegt, ohne noch mit dem anderen gesprochen zu haben.

Von den vielen Begegnungen im “hohen” Norden war dies die witzigste, lustigste und ausgelassenste. (Einen vierten Superlativ lasse ich mal weg.)

Fazit: Vorurteile sind ganz nett. Aber nicht in allem, was nach einem ”Osloer”* aussieht, ist auch ein solcher drin.

*in Nordnorwegen fällt der Vergleich zwischen Begegnungen mit Einheimischen und Osloern besonders deutlich und oft zu Ungunsten der Hauptstädter aus.


Zum Tromsö “Ölfestival”

 

The Arctic Crew in the arctic sun at Alfreds Bistro in Öksfjord.

Nach der oben erzählten Auseineindersetzung und Feier folgte am Nachmittag die Einladung, mit nach Tromsö (und zurück) zu segeln. Guro, Ernst und Inge (in Norwegen ein Männername!) im Gespräch mit einem weiteren Gast vor Alfreds Bistro.

Norwegisches Öl ist kein Öl sondern ganz einfach Bier. Folglich ist ein Ölfestival immer von großer Anziehungskraft.
 

 

15. August 2006   15:42   Öksfjord

 

Ein paar Minuten musste ich schon überlegen, wie vernünftig oder unvernünftig ein solcher Ausflug wäre. Ergebnis: in subjektiver Erwartung eines angenehmen Herbstes durchaus machbar. Also packte ich schnell alles Nötige zusammen, schloss, wie es sich gehört, alle Seeventile und ging an Bord der “Arktischen Zwillinge”* .

*Gemeint sind die beiden Rümpfe.

c 15. August 2006   15:44   Öksfjord

 

Zwei Minuten später: Französisches Mittelmeer-Feeling in der Barentssee - schon recht außergewöhnlich. Wer will, kann unter www.barents-sail.no ein Dutzend weiterer Fotos über diese Beneteau-Konstruktion LAGOON 410 finden.

Im Hintergrundgrund links ein echter Gletscher, um nicht etwa auf Grund der strahlenden Sonne die Berge mit irgendeiner Mittelmeerküste zu verwechseln.
 

 

 

Nunmehr unter Norwegischer Flagge auf vertrauten Wegen: Im Hintergrund die Nordspitze der Insel Silda, so wie man sie auch von Loppa aus sieht.
 

 

Dieses und einige der folgenden Fotos machte Inge mit meiner Kamera.

So ein Katamaran hat schon seine Vorzüge: man wohnt nicht mehr im Souterrain.

 

Für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig: Einkaufen zu Wasser.

Das Fischerboot hat ein Netz im Schlepp, macht nichts. Man hat sich nach kurzer Diskussion auf Anzahl, Art und Größe der Ware geeinigt.

Ernst zählt das Geld ab.

Im Hintergrund Loppa, links Loppakalven.

Und hier kommt die Ware: ein Seelachs, ein Dorsch.

 

 

Sonnenuntergang im “Loppahavet” (Loppameer). Die Insel links ist Arnöya.
 

 

 

Spät abends in Skjervöy. Ernst filettiert den Dorsch und den Seelachs, ich versuche dabei etwas zu lernen. Stehend an Bord: Guro.

 

 

Kann eine üble Ecke sein: die Nordspitze der Lyngsalpen, mit der Bezeichnung Lyngstuva, wobei mir noch niemand sagen konnte, was der Name bedeutet.

 

Alle Fotos aus Tromsö stehen unter “Nei til Tromsö”.

 

 

Das Festival ist vorbei, ebenso die Regentage, und bei wieder strahlender Sonne sind wir am Sonntagmorgen bereit zur Rückreise.
 

 

 

Wir diskutieren die Vor- und Nachteile und Eigenarten der Stadt Tromsö. An der Kleidung ist zu erkennen, dass nicht nur die Sonne scheint, sondern dass es auch noch recht warm ist.
 

 

 

Zwar reines Motorbootwetter, aber ein einwandfreier Sonnentag. Im Hintergrund die Berglandschaft der Insel Ringvassöy, im Mittelgrund Nipöya und Risöya.

Wir werden wieder in Skjervöy übernachten und tanken. Kurz davor, etwa 25 m westlich der Skjervöyskjaer, holen Inge und Ernst in 20 Minuten noch unser Abendessen aus dem Wasser: ca. 15 Seelachs.

 

 

Nach einem kurzen Stopp in Bergsfjord - Marion hat an diesem Montag nicht mehr geöffnet - verabschiede ich mich abends in Öksfjord nach einem “Urlaub” im “Urlaub”.

 

 

 

Takk skal de ha, Inge!

Das norwegische “Los” (auf der Jacke von Inge) hat nichts mit Lotterie oder “Jetzt geht’s los” zu tun. Es ist die Bezeichnung für einen Lotsen. (In Norwegen gibt es ausschließlich Staatslotsen.)

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Zuletzt bearbeitet / korrigiert / erweitert / Verweise (links) getestet am: 1. November 2006