By Holger Melms
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Mein Standard-Browser, mit dem ich auch meine Seiten teste.
Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)
Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
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Durch Nordland

 

 

 

Mit “Nordland” ist schlicht und einfach die Provinz (norw. fylke) Nordland gemeint. In deren Nordteil, den ich dieses Jahr durchsegeln will, liegen die weniger bekannten Landschaften Salten (mit der Hauptstadt Bodö und meinem Winterhafen) und Ofoten (mit dem Hauptort Narvik), sowie die jedem bekannten Lofoten und schließlich ganz im Norden die Landschaft Vesterålen (mit dem Hauptort Sortland).

 

In Salten bin ich bei Trauerwetter gestarted und im Vergleich zum Vorjahr bei wesentlich weniger attraktiver Sicht über den Vestfjord direkt zu den Festland-Lofoten gesegelt - ausschließlich um dort zwei Segler zu treffen. Das entspricht der “mittleren” Variante meiner Planung. Die “äußere” hatte ich auf Grund der nahezu täglichen Warnung vor Seenebel gestrichen.

Für mich bestehen die Lofoten aus Festland und Inseln wie Værøy, Røst, Skomvær, obwohl das “Festland” auch mal echte Inseln waren.

Bis an das Nordende des Raftsundes schaffte ich es noch bei relativ schönem Wetter. In einem klitzekleinen Privathafen ließ ich eine Regenfront im Schlaf über mich hinwegziehen. Fünf Minuten Sonnenschein genügten dann, um mich bei Südwestwind schnell wieder ablegen zu lassen. Mit dem sanften Rückenwind konnte ich dann recht bequem die langweiligen Sortland- und Risöy-Sunde hinter mich bringen. Jenseits der Risöy-Rinne war dann die Nord-Grenze von Nordland - und damit die Provinz Troms - erreicht.

1997 war ich das erste (und einzige) Mal hier, also war es an der Zeit, sich die Gegend, die bald vollständig, d.h. ohne Fährfahrt, erschlossen sein wird, nochmal anzusehen.

9. Juli 2006  05:40  Position Helligvaer Nord

Von feuchter Seeluft angeströmte Bergkette nördlich Bodö. Rechts im Mittelgrund der Nordzipfel der Insel Landegode. Aufgenommen von der Nord-Einfahrt von Helligvaer.

Rauchende Berge ...

 

... würden die Indianer wohl gesagt haben. Für Segler*, die die Möglichkeit haben, die Bergwelt der Küste aus dem Abstand zu betrachten, ist Salten mindestens ebenso attraktiv wie die Lofoten.

*Gilt natürlich auch für Motorboote, obwohl diese die hohen Wellen und halben Wind nicht so recht goutieren.

9. Juli 2006  12:48 neue Djupfjord-Brücke

Früher wurde die Mündung des Djupfjords von einer einspurigen Hängebrücke überspannt. Über diese donnerte im März 1998 eine blonde Busfahrerin mit Vollgas. Die Fahrbahn war vollkommen vereist. Im Bus saßen Dolli und ich und glaubten fälschlich, die Fahrerin sei italienischer Abstammung.

Dieses Jahr seltene Schönwetter-Wolken ...

 

... über den Bergen am Djupfjord kurz vor (südlich) Reine auf den Lofoten, meinem Ziel nach der recht angenehmen Überfahrt. In Reine wartet OLLIE auf mich.
 

 

Ich würde sagen ein Mittel gegen Rentner -Schwermut: jedes Jahr von der Schlei bis Tromsö und zurück.

Ein Segler-Ehepaar, das - beim Verlassen von Reine - nicht extra für den Fotografen die Gute-Laune-Miene aufsetzen muss. Aus Respekt vor dem Alter* sollte man nicht so flappzig (oder flapzig?) formulieren, aber das sind in meinen Augen einfach kernige Typen, denen man gerne begegnet.

  

* Zur schmunzelnden Rechtfertigung: Wir sind fast gleichaltrig und wurden beide 35 Jahre von derselben “blauen” Firma “ausgebeutet”.

Hier sind die markanten Berge bei Reine noch deutlich zu erkennen ...

... währen kurze Zeit später eine Art Dunstnebel aufzieht. (Die Perspektive ist natürlich verändert.)

Es bereitet mir allerdings eine diebische Freude, an den zur Zeit überfüllten “Highlights” der Lofoten wie Nusfjord, Balstad, Stamsund, Henningsvaer einfach vorbeizusegeln. Und außerdem: aus größerem Abstand ist die Küste beeindruckender als aus zu großer Nähe.
 

 

 

Nachts um 1 Uhr habe ich einen Liegeplatz im Hafen von Kabelvåg gefunden. In dem netten Lokal, an das ich mich aus vergangenen Törns erinnere, sind sogar noch ein paar Gäste beim letzten Bier.

Am Vormittag bin ich mit Rie verabredet, die natürlich als ehemalige Einheimische einen Liegeplatz im alten Hafen neben dem Kai des Kystverket gefunden hat. (Wir hatten uns - wie mit OLLIE über mehrere Intergrationsstufen - per SMS für diesen Hafen verabredet.
 

“SMS” - ob in 2 Jahren noch jemand weiß, was das war?

 

Eine Wohltat: ein Café, das 1. existiert und 2. geöffnet hat. Es ist dasselbe, das ich nachts um Eins fotografiert habe, als ich noch an dem weißen Segelboot für eine kurze Nachtruhe festgemacht hatte.
 

Für 20 NOK gibt es sogar einen Internet-Zugang.

Für mich eine Überraschung: Eine Möve, der man die Möglichkeit bietet, nicht nur auf den Köpfen von Königen sondern auch auf dem einer Bürgerlichen zu rasten und zu ...

 

(Näheres findet man sicherlich in leuchtenden Farben in den Tourismus -Broschüren, obwohl mir durchaus klar ist, was diese Figur darstellen soll. Die Lektüre der norwegischen Werbebroschüren ist für mich eine Qual.)

Gesehen an der Hafeneinfahrt von Svolvaer auf dem grünen Steuerbordfeuer.

Die dekorative Brandung erzeugte eine Personenfähre, die während meiner Aufnahmen dicht hinter mir vorbeibrauste.

Mit anderen Worten: auf den Lofoten tut man was für die Touristen und die Kunst. Ansonsten interessierte mich an Svolvaer dieses Jahr nur die STATOIL-Tankstelle im hintersten Eck des Hafens (an der Landstraße) und deren “agbabefreier” Diesel für 7,11 Kronen/Liter. (Mal sehen, was er nächstes Jahr kosten wird.)

Nachtrag 1. Nov. 2006: Welche Weitsicht. ;-)  Nächstes Jahr ist “abgabefrei” abgeschafft, also 5,35 Kronen mehr!
 

 

Vielleicht kann mir jemand erklären, was es mit dieser Tankstelle auf sich hat.

Preise für In- und Ausländer? Preise für kleine und große Mengen? Preise in und außerhalb der Saison?

Das Produkt ist offensichtlich identisch.

Autodiesel kostet zur gleichen Zeit 12,46 Kronen.

Auch recht verwunderlich: im norwegischen Lotsenhandbuch steht eine fürchterliche Drohung über den Öyhellesund:

Und zum zweiten Mal fahre ich ohne besondere Planung bei Stillwasser durch diese Engstelle. Und alle befragten Einheimischen versichern mir, dass sie mit ihren Booten den Sund regelmäßig befahren.

Hier fehlt Text aus Lotsenhandbuch.

 

Durch den Öyhellesund auf dem Weg nach Digermulen.
 

 

Digermulen

 

Digermulen: keine Broschüre ohne Hinweis auf die große Begeisterung des Deutschen Kaisers für diesen Ort.
 

 

 

Ich habe eine Stunde Zeit und will mir den Weg des Kaisers in die norwegische Bergwelt mal ansehen - wobei sich ein Dutzend alberner Gedanken nicht aus dem Kopf bringen lässt*.
 

*Vielleicht habe ich in der Schule nicht richtig hingehört, aber zu Kaier Wilhelm II passt für mich keine romantische Bergwanderung sonder Weltkrieg I.


 

Aha, der Kaiser war zu Pferde und man hat ihm zur Erbauung einige leichte Sprünge in den Weg gelegt - so mein Gedanke, solange der Trampelpfad noch durch liebliche Auen führt.
 

 

 

Nach fleißigem bergangehen öffnet sich ein weiter Blick auf den Vestfjord ....
 

 

 

... und die Bergwelt jenseits des Öyhellesund (hinten links).
 

 

 

Es ist jetzt eine nicht ungefährliche Kletterpartie, und ich stelle mir die Damen des Hofes in ihren Roben und die Herren mit Säbel vor, wie sie am Seil entlang turnen.

Ein Stück weiter muss ich passen - die Tide im Raftsund wartet nicht. Ich habe keine Wanderkarte und keine Vorstellung, wie hoch und weit der Weg noch führt. Bei trockenem Boden und klarer Fernsicht unbedingt nachholen.

Auf alten Fotos ist eine Gruppe von knapp 20 Damen und Herren in “standesgemäßer” Kleidung zu sehen.

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

*Ein weiterer Punkt, warum ein Blick aus 20 m Höhe so steril wirkt: von der gut erkennbaren Strömung wäre überhaupt nichts zu sehen.

Kennt jeder Bootsfahrer, wenn auch aus verschiedenen Höhen*: die für die Hurtigruteschiffe immer tiefer gebaggerte und immer besser betonnte Risöyrinne (Risøyrenna). Ein Blick zurück nach Risöyhamn und das in seiner Form zum Wetter passende Björnskinnfjellet mit gut 600 Metern Höhe.

 

Damit ist die Nordgrenze von Nordland und Vesterålen erreicht und Troms wartet zum Ende des Tages mit zwei Überraschungen auf mich: bei ruhigem Wetter erreiche ich voller Vorfreude mein Ziel Melöyvaer: kein Platz für mich. Schlecht vorbereitet (Stromleitung und Betonnung) muss ich von einem Privatkai ablegen (doch, doch, das Ehepaar war nett) und bei plötzlich aufkommendem Starkwind nach Skrolsvik durchkämpfen. Und dort: der nette Kiosk von 2003 - Pleite.
 

 

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Zuletzt bearbeitet / korrigiert / erweitert / Verweise (links) getestet am: 1. November 2006