By Holger Melms
Share Alike

Except where otherwise noted, content on this site is licensed under a Creative Commons  License.

Mein Standard-Browser, mit dem ich auch meine Seiten teste.
Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)
Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
1993
1994
1997
2002
2003
2004
2005
2006
2007
 

Froan (Halten bis Gjaesingen)

 


Halten und Sauöya in bester Erinnerung, Gjaesingen in moderater.
 

 

 

 

 

Plan: Flatanger könnte 1 bis 2 Tage beanspruchen.

Wenn irgend möglich raus nach Halten. Wind und Wetter müssen passen. Dann nur 2 bis 3 Tage. Bessaker-Halten 25 sm.

IST: Flatanger “halbiert”. Ab Lauvsnes direkt raus und auf geradem Weg nach Halten. (Die Fummelstrecke bis Smaavaeret und die Buholmraasa entfielen damit.)
 

 

Halten

Dieses Jahr erlebe ich Halten an einem grauen Tag. Die Fotos von 2005 will ich nicht wiederholen. Also erzähle ich mal was von der Insel, die ...

... genau genommen aus einer Gruppe eng beieinander liegender Inseln besteht.

Aus einer Broschüre (die in der Kapelle von Sauöya auslag) erfahre ich, dass wir (mit Pit) 1997 etwa den Tiefpunkt der Entwicklung der Inselgruppe erlebt haben.

Neun Jahre vorher, 1988, hatten die letzten festen Bewohner (Harald und Borghild Støen) die Insel verlassen. Sie betrieben vermutlich die Butikk und die Fischannahme, denn diese beiden Funktionen und das Stromaggregat wurden mit ihrem Weggang eingestellt. (Die Inseln haben auch heute noch keine Stromversorgung vom Festland.)

Davor, 1978, war bereits die letzte Familie mit Kindern weggezogen und die Schule geschlossen worden.

1962 war die Blütezeit der Fischerei vorbei und in den folgenden Jahren hatten die meisten Bewohner die Insel verlassen.

Der Niedergang hatte also ein Vierteljahrhundert gedauert.

Und wie sah es in der Blütezeit der Inseln aus?

1927 wurde die Insel auf Grund eines neuen Gesetzes von ihrem Großgrundbesitzer “freigekauft” und bis 1929 parzelliert. Viele kauften sich nun ihre genutzten Fischerhütten und Grundstücke, manche erweiterten die Hütten zu Häusern, die sie das ganze Jahr über bewohnen konnten.

Nach 1945 bewohnten 60 bis 70 Personen die Inseln und 20 Kinder gingen hier zur Schule. In den 1950er Jahren wurden drei neue Wohnhäuser gebaut und 1963 erhielt Halten eine eigene Schule. (Bis dahin wurde im Fischerheim unterrichtet.) Der Niedergang hatte aber schon eingesetzt. Diese Überlappung von Rückgang und wohlgemeinten (Fehl-) Investitionen zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der äußeren Fischerdörfer.

Und wie überwand Halten den Niedergang?

Die Firma Nikolei Dahl war seit 1944 Eigentümer des einzigen großen Kais und dem angrenzenden Fischbetrieb und einem größeren Gebäude. Alles zusammen war nach dem Weggang der Bewohner nutzlos geworden und begann zu verfallen,

Torstein Erbo, im Norwegischen wird er “disponent” genannt, schrieb den Besitz der Firma Dahl auf Halten zum Verkauf aus. Mehrere Kommunen hatten Vorkaufsrecht, aber die verlangten 2 Millionen Kronen konnten sie nicht aufbringen. Erbo war aber daran interessiert, dass - sein Teil von - Halten der Öffentlicheit in Zukunft zugänglich blieb. Er schlug deshalb eine Stiftung mit dem geforderten Preis vor, in die er den Firmenbesitz einbringen würde.

Letzlich kam diese Stiftung 1991/1992 mit 1,4 Millionen Grundapital zu Stande und erhielt den somit verständlichen Namen “Stiftelsen Halten, Niolei Dahls Minne” (zur Erinnerung an Nikolei Dahl).  

Und wer kümmert sich um das tägliche Geschäft?

Die Kommune Fröya - ein Stiftungsmitglied - hat einer neu gebildeten Vereinigung namens “Halten Fiskarheims Venner” die Verfügung über und die Instandsetzung der Gebäude übertragen und unterstützt sie dabei finanziell.

Dieser Verein - dessen Vorstand mich 2005 zum Fischessen einlud, ohne dass ich damals von seiner Funtion wusste - vergibt auch im Sommer bis zu 45 Übernachtungsmöglicheiten an interessierte Gäste. Dass Full Power Marketing will man aber vermeiden.

Und heute?

Halten wird in den Sommerferien - alle Norweger machen gleichzeitig Ferien - drei mal wöchentlich von der Schnellfähre angelaufen. Nach den Ferien (im August) ist hier Winter und die Fähre kommt nur noch einmal die Woche.

Der Mobilfunk scheint uneingeschränkt zu funtionieren.

Strom gibt es aus dem Generator. Einen für die drei Leuchtfeuer, einen für die Bewohner aus Kästen mit Steckdosen am Weg. Nachmittags von Zwei bis Fünf wird abgeschaltet.

Nach Frischwasser habe ich nicht gefragt. Es wird wahrscheinlich Regenwasser sein.

Ob der “Halten Handel” richtig funtioniert, kann ich nur vermuten.

Sich für Weihnachten einzuquartieren scheint auf Schwierigkeiten zu stoßen.

Und was steht dazu im Internet?

das muss ich noch rausfinden.

 

 

Der Tag ist grau und wird grau bleiben. Aber der bequeme und preiswerte Schwimmsteg ist noch da. Alles andere ist auch noch wie vor zwei Jahren.
 

 

 

Die “Teisten” scheinen hier keine allzu große Scheu vor Menschen zu haben. Drei Meter “Nähe” lassen sie sich noch gefallen.
 

 

 

Eigentlich wollte ich mich mit diesem Foto über die Eingangstür aus dem Baumarkt mockieren, die nun wirklich nicht nach Halten passt. Dann erfahre ich aber, dass dies das letzte Haus ist, was auf Halten gebaut wurde und es von vornherein als “moderner” Wohnsitz angelegt war.

Mag sein. Dennoch steht es in starkem Kontrast zu den vielen reizenden hüttenartigen Häusern. Und gab es in den 1950er Jahren - als das Haus gebaut wurde - schon solche Türen?

Irgendwie bin ich von der schwedischen, sich bescheidenden Bewahrungs-Mentalität verdorben. Eine gute Hälfte der Häuschen auf Halten erfüllt jedoch meine Vorstellung von einem bewahrten Fischerort.
 

 

Sauöya

 

Ich bin mir nicht sicher, ob dieses fahle Licht nicht repräsentativer ist als das Licht der bevorzugten Sonnenschein -Fotos.

 

 

 

 

 

Diese Aufnahme machte ich einen Tag später, als die Sonne wieder schien.

Die Kirche wirkt für die wenigen Häuser unverhältnismäßig groß. (Ziemlich naiv von mir, so zu rechnen. Sie wurde natürlich nicht nur für die Bewohner dieser einen Insel sondern für die aller umliegenden Inseln gebaut.)
 

 

 

Dennoch. Auch der Innenraum überrascht mich mit seiner Mächtigkeit (und seinen 170 Sitzplätzen). Die Kirche wurde 2004 - zu ihrem 100sten Geburtstag - umfassend renoviert. Verglichen mit anderen Kirchen an der Küste wirkt sie trotz der reichlichen Verwendung von Holz eher kühl.
 

 

 

Tu Gutes und rede darüber: “1904. SKJENKET-AF O.STRØMSEM OG HUSTRU-CAROLINE”. (Im oberen Teil der Taufschale steht “FROANs KAPEL”, der Text im unteren Teil: 1904. Geschenkt von O.Strömsem und seiner Ehefrau Caroline.)

Damit haben sich die beiden auch jenseits ihres diesseitigen Wohlstands einen bevorzugten Platz gesichert (man kann auch anonym schenken), aber wer waren sie? (Die beiden großen Fotografien an der rechten Wand tragen jedenfalls andere Namen.)

Das ist auf die Schnelle nicht zu erennen, die Großgrundbesitzer des Inselreichs waren sie jedenfalls nicht. Mehr dazu unter Froan, weiter unten.
 

 

 

Das Tor zur Insel. Es soll in den Besitz der Gemeinde übergeben werden, da die umfassenden Wartungsarbeiten nicht von einer einzelnen Privatperson (Tommy) durchgeführt werden können. Ich liege hier bei Hochwasser (keine Chance bei Niedrigwasser) für wenige Minuten.

Zur Zeit die einzige Möglicheit, mit meinen fast 2 m Tiefgang in Sauöya bequem festzumachen, ist der Schwimmponton an der Seite der alten Fischannahme. Der Kai mit seinen wenigen verbliebenen Autoreifen kam schon 2005 nicht mehr in Frage und die Stirnseite der alten Fischannahme ist dies Jahr durch (nicht mehr nutzbare) Schwimmpontons blockiert. (In stabilerer Ausführung wären diese eine sehr gute  Erweiterung der Anlegemöglicheiten.)

Der Sängers Höflichkeit verzichtet auf weitere Fotos. Hinter der Fischannahme gibt es einen privaten Kai für kleinere Motorboote.
 

 

Froan

 

Heute versteht man unter Froan das gesamte Inselreich nordöstlich von Mausund, also inklusive Gjaesingen und Halten. Früher rechnete Gjaesingen und Halten nicht hinzu, sondern nur die dicht beieinander liegenden mehr oder minder bewohnbaren und mit Tieren zu bewirtschaftenden Inseln nördlich des “Gjaesingen Bogen” bis Horsöy. (Beides findet man leicht auf den Seekarten, wenn man die Strecke aus Vergesslicheit dreimal durchfahren muss.)

1694 verauft der König in Kopenhagen seinen Besitz in Froan und Halten.

1779 kauft Henrik Borthen das Ganze. (Es gab also keine Besitzer einzelner Inseln.) Er nahm seinen Wohnsitz in Sauöya und begründete die bis in die 1920er Jahre fortwährende Borthen-Dynastie. Als Folge seiner Ativitäten stieg die Zahl der ganzjährig Ansässigen langsam.

1868 bis zum Ersten Weltkrieg übernimmt Tobias Borthen (aus Trondheim) die Regie und expandiert kräftig. Aber er führt auch den “vaertvang” ein, sein exkuisives Vorkaufsrecht für alle Fische, die in seinem Gebiet gefischt wurden. (Bei dieser Art von Spielregeln fallen mir immer Maupassants Puffmütter ein.)

1917 übernimmt Harry Borthen Froan und Halten. Er ist Schiffsreeder in Oslo. Seine Geschäfte laufen nach dem rieg schlecht und er muss seinen Besitz in Froan und Halten verpfänden. 1924 übernimmt die Norse Handelsbank die Inseln als Pfand.

1927 kommt dann das Gesetz zum “Freikauf” der großen Besitztümer und die Zeit der ferngesteuerten lokalen Entwicklungen nimmt - kurzfristig, wie ich meine* - ein Ende.
 

*Überall an der Küste treffe ich auf Besitzer aus Oslo und - seltener - aus Trondheim.

Sörburöy (mit Nordöy)

 

Nur der Vollständigeit halber möchte ich mir noch die grösste der Inseln ansehen. Das Lotsenhandbuch erwähnt aber nur einen Kai und keinen Hafen. Und das stimmt leider.

 

 

Auf dem Kai arbeitet noch ein kleiner, blitzsauberer Fischbetrieb (jenseits des rechten Bildrands) und neben dem Kai liegt eine kurze Schwimmbrücke, die aber von dem 3 m vorspringenden Kai und einem 4 m vorspringenden Unterwasserfelsen eingerahmt wird.

Bei dem im Moment herrschenden auflandigem Wind könnte ich zwar anlegen, käme aber nur mit Mühe wieder raus. Und der kleine Handel öffnet erst in einer guten Stunde. Da verzichte ich lieber auf den Landgang.

Von Gjaesingen erinnere ich mich, dass es vor zwei Jahren auch keine bequeme Liegemöglicheit gab.

 


Alles in allem ein Gebiet niedriger, praktisch baumloser, heidebewachsener Felseninseln, in dem sich nur Hartgesottene ein Ferienhaus bauen werden. Böse Zungen - wie die meine - werden daher behaupten, dass es nicht zuletzt aus diesem Grund zu einem Naturreservat und einem Vogelschutzgebiet erklärt wurde. (Die Zahl der brütenden Adlerpaare wird mit 20 angegeben.)

Die zunächst auf der Seekarte kompliziert erscheinenden Fahrwasser sind alle gut markiert und breiter und übersichtlicher als ich zunächst annahm. Allerdings überraschten mich die kräftigen Wirbel in den Sunden auf Grund der Gezeitenströme. Manche Hochspannungsleitungen sind für meinen Mast (14 m) leider zu niedrig.

 

 

 

Zum vorherigen Kapitel / Previous chapter 

Nach oben / Top of page (chapter)

weiter zum nächsten Kapitel / Next chapter