Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
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By Holger Melms
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Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)

Traena

+++ In Vorbereitung +++

Traena ist mit 449 Einwohnern (am 1.4.2008) nicht nur die kleinste Gemeinde Nord-Norwegens* sondern schon fast ein verwaltungstechnischer Witz. Die berühmten Berge gibt es seit ewigen Zeiten, die Fischindustrie vermutlich seit den Wikingern und das - in Norwegen - sehr beliebte Traena-Festival seit 2003.

*gerechnet habe ich diesen Superlativ nur nördlich der Provinz Sogn og Fjordane. In Bezug auf seine Minimalität hat Traena ein rundes Dutzend Mitbewerber (unter 999 Einwohner).

 

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2003: Für zwei Tage nach Träna

 

Der Sonne entgegen. Der Tag war fast wolkenlos und bleibt es bis zu seinem Ende. Die Inselgruppe Traena liegt weit draußen und wirbt damit, dass westlich von ihr nur der Ozean und dann Grönland liege.

 

Træna voraus. Es ist etwa 20 Minuten vor Mitternacht. Die markanten Berge von Træna liegen auf einer nur an einer kleinen Bucht bewohnbaren Insel namens Sanda oder Sanna.

 Mein Ziel für heute Nacht ist die davor liegende, flache und damit leicht bewohnbare Insel Husöy, d.h. „der Insel, auf der Häuser stehen“.

Husöy ist nicht schwierig anzusteuern, aber trotz der reichlich vorhandenen Unterlagen ist nicht auszumachen, an welchem der vielen möglichen Kais ich am besten festmachen kann. Also rein segeln und alles in Augenschein nehmen.

 

Husöy am Samstag Morgen. Ich habe zunächst nichts besseres als diesen Schwimmsteg gefunden, der vor einer Rorbu-Anlage liegt und vom Bootclub als Gästekai bezeichnet wird.

In Wirklichkeit ist er von den - diesmal polnischen - Anglern okkupiert, so dass ich gezwungen bin, mich hinter das unbewohnte Motorboot zu legen.

Einer der Angler spricht fließend Englisch, ist freundlich und aufgeschlossen, geht aber vollständig in seinem glitschigen Hobby auf. Seine Mitangler zeigen keinerlei Interesse für irgend etwas anderes als Fisch.

Mit einiger Mühe bringe ich mein Rad über das hochbordige Motorboot an Land und erkunde die Insel.

 

 

xDie Beute zweier Angler an einem Vormittag. Der weitere Ablauf wird sein: die Fische werden zerlegt, ausgenommen und filettiert. Das kann bei diesen Mengen einige Stunden in Anspruch nehmen und ist eine schmierige Angelegenheit, die wohl auch einiges Geschick oder zumindest Übung erfordert.

Dann werden die Filetstücke in der benachbarten Fischfabrik auf minus 32 Grad tief gefroren. Anschließend werden sie in Styropur-Kisten gepackt und können so drei Tage ohne zusätzliche Kühlung mit dem Auto bis Stockholm und von dort mit der Fähre bis nach Danzig und weiter bis Warschau oder Breslau transportiert werden. (Es handelte sich um eine polnische Angelcrew, die schon mehrmals zum Angeln nach Traena angereist waren.)

Letztendlich kommen sie auf den eigenen Tisch oder auf den von Freunden und Bekannten. (Was die Norweger stinkig ärgert, auch wenn einige ihrer Landsleute an diesen Gästen gut verdienen.)

 

Husöy. Der eigenartieg Berg im Hintergrund heißt - uh, Namen vergessen. Die lange Kaimauer am rechten Bildrand ist der Gästehafen für Fischer mit einem Dusch- und WC-Häuschen.

Der Weg von PHINEs Liegeplatz (weit im Hintergrund) vorbei an diesem Aussichtspunkt bis zum Ortskern ist etwa zwei Kilometer lang.

Die Insel wirkt so, als ob sich die einheimischen Fischer noch einigermaßen gegen den Ansturm der Sommertouristen erwehren können.

 

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Ich erinnere mich vage, dass die Lage des Polarkreises variert*. Das scheint auch wichtig zu sein, denn in dieser Gegend reklamieren viele Orte, dass sie unter dem Polarkreis liegen und schmücken sich mit demselben Globus, den man auch am Nordkapp antrifft.

Dieser Globus steht am Fähranleger von Husöy, also da, wo die Touristen auf die Insel strömen sollen.

*) Beim Nachschlagen habe ich gefunden, dass die Erdneigung von 21°55’ bis 24°36’ pendelt und man gemeinhin den konstanten Wert 23,5° verwendet. Auf den nördlichen Polarkreis bezogen bedeutet dies, dass der gemittelte Wert bei 66°30’ oder 66,5° liegt, während die Schwankungsbreite von  65°24’ bis 67°05 reicht. Das ist immerhin eine Entfernung von 101 Seemeilen oder rund 180 km. Nur: der Zeitraum von einem Extrem zum anderen beträgt rund 41.000 Jahre, da müssen einige Gemeinden noch viel Geduld haben.

 

 

 


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Die Kirche von Husöy

 

Zu meiner Überraschung war die Kirche offen, was nur selten in Norwegen der Fall zu sein scheint. Es soll eine Reihe von Beschädigungen oder Bränden gegeben haben, die zu dieser Vorsichtsmaßnahme geführt haben. Auf jeden Fall lohnt diese Kirche einen Besuch.

 

Blick zurück zum Eingang. Es ist einer der ansprechendsten Innenräume, die ich in einer Kirche gesehen habe.

 

Die Kirche liegt im Ortskern der Hauptinsel direkt neben einer kleinen flachen Bucht, von der ich überzeugt bin, dass sie der ursprüngliche Hafen des Ortes war. (An der engen Mündung der Bucht steht der Globus. Dort befindet sich auch der einzige Landhandel.) In Husöy wohnen etwa 380 der 449 Bewohner der Gemeinde Träna. Nebenbei: ist das ein Wetterchen?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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