By Holger Melms
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Mein Standard-Browser, mit dem ich auch meine Seiten teste.
Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)
Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
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1994
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Skånland Gård

Es gibt auch eine Gemeinde Skånland südlich von Harstad.


Ein von Idealisten bewahrtes Kleinod
 

 

Als Besucher hingebracht       Auf eigenem Kiel       Hingelaufen

 

Ohne dies tierische Foto wäre ich wohl nicht auf eine weitere Besonderheit der nord-norwegischen Geschichte gestoßen:

 

10. Okt. 2005   14:47   SVERRE IV / Eirik / Bullen

 

Ich war im Oktober 2005 noch im Lande und wurde staunender Zeuge eines noch real existierenden “historischen” Vorgangs: Bullen wurden per Schiff von der Sommerweide auf einer Insel (Skånlandsholmen) an Land gebracht.

Ich fotografierte und kam so mit dem Verwalter von Skånland, Eirik Anrei ins Gespräch, der mir anbot, einen späteren Besuch auf diesem “Gutshof” (gård) zu ermöglichen.

 

 

Die Lage von Skånland Gård

Man nehme eine sehr große Schüssel mit flachem Boden und schneide sie in zwei  Hälften. Die eine Hälfte vergesse man, die andere Hälfte ist dann ein Abbild von Skånland Gård: der flache Boden ist ein weites Weide- und Ackerland, die Schnittkante durch den Boden der Schüssel ist das Ufer zum Meer und die Wand der Schüssel ist ein mehrere Hundert Meter hohes Gebirge, das an der westlichen Schnittkante direkt bis ans Meer heranreicht, während die östliche Schnittkante schräg ins Meer abfällt - eine weite, grüne aber kaum zugängliche Fläche.

Die Lage bedeutete auch, das man das Gut auf dem Landweg nicht verlassen oder erreichen konnte (und kann). Obwohl also Skånland Gård auf dem Festland liegt- nicht besonders weit von der berühmten Reichsstraße 17 (RV 17) entfernt - ist es für einen normalen Reisenden wie mich praktisch nicht erkennbar. Auch von der Seeseite - die ich auf dem Weg nach Nygårdsjøen mehrmals passierte - machte es auf mich keinen besonderen Eindruck.


 

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Mein erster Besuch

Ich weiß eigentlich nicht so recht, was mich erwartet, als ich bei Eirik ins Boot steige. Nach der - bei gutem Wetter angenehmen - Fahrt entlang einer schroffen Felsküste erreichen wir nach 10 Minuten (4 sm) den Anlegesteg. Jenseits eines leuchtend weißen Gartentors begrüßt mich ein älterer Herr in fließendem Deutsch. Er ist, soweit ich es beurteilen kann, der spiritus rector des heutigen Skånland, heißt Haakon Mehren und betreibtder zusammen mit seiner Frau Anne Margrete die Erhaltung des Guts seit 1967.

Nach einem kurzen Gespräch übernimmt er die Führung durch das Haus dann doch selbst, nachdem zunächst ein Familienmitglied dafür bestimmt war. Das Haus ist nicht nur einfach alt, hier ist die wechselvolle und auch ruhmreiche Vergangenheit seiner verschiedenen Besitzer bewahrt. Die Fülle der Details, die er mir erzählt, würde für ein gutes Dutzend Touristen-Broschüren ausreichen.*

*Das ist, im Nachhinein betrachtet, wohl noch untertrieben. Siehe Quelle 2.


Berühmt und erhalten - aber auch allgemein zugänglich?

Wohl nicht. Zumindest was das eigentliche Kleinod, das Innere des Wohnhauses betrifft. Das große umgebende Areal befindet sich in Privatbesitz, kann aber durchwandert werden. Wie man dort überhaupt erstmal hinkommt, steht hier.

Offensichtlich ist auf jeden Fall: Das Anwesen hat seine Unabhängigkeit von der Tourismusindustrie mit ihren oft negativen Wirkungen u.a. durch den ausschließlichen Zugang über See bewahrt. Zur finanziellen Absicherung der Unabhängigkeit betreibt man noch Viehzucht (Rinder) und hat Teile des Gebiets als Biotop schützen lassen.* Wobei genau genommen der finanzielle Support der Besitzer von Skånland Gård die Hauptlast zum Erhalt dieses Kleinods tragen dürfte. (Auf dem beschriebenen Gebiet gibt es eine Reihe weiterer Besitzer kleinerer Wochenend-Parzellen.)
 

Siehe Quelle 1.

28. Juni 2006   17:32   Skaanland  / Eirik auf Treppe

 

Ich weiß zunächst nicht so recht, wie ich diesen Besuch für andere zu bewerten habe. War er rein privat? Kann er als Vorbild für andere Interessierte an der Geschichte Nord-Norwegens gelten?  Die etwas verklausulierte Antwort auf meine diesbezügliche Frage deutet auf eine eher private Einladung.
 

 

Hej Eirik, takk skal de har.

 

28. Juni 2006   17:31    Skaanland / Haupthaus

 

Ein hölzerner Prachtbau von etwa 1790 mit seinem zurückhaltenden Hausherren rechts im Schatten. Haakon Mehren erklärt mir diese Fundgrube nordnorwegischer Seefahrergeschichte bis ins Detail.* Die alte Raumaufteilung und Inneneinrichtung ist im wesentlichen erhalten worden. Eine seltene, aber in keinem Detail verstaubt wirkende Atmospäre.

In dem unten zitierten Bygdebok findet sich eine interessante Erklärung von Haakon Mehren: Laanene wurden entweder nach dem “Großen Barockplan” oder dem “Kleinen Barockplan” gebaut. Der “Große Barockplan” verlangte unter anderem, dass das Haus in jedem Fall 30 bis 40 m lang war, zwei Eingänge hatte - einen für die Herrschaft, einen für die Bediensteten - und zwei voll ausgebaute Etagen aufwies. Häuser nach dem “Kleinen Barockplan” waren kleiner und hatten nur einen Eingang aber ebenfalls zwei voll ausgebaute Etagen. “Voll ausgebaut” bedeutete bis zum Beginn des 19. Jahrhundert in Salten (wir befinden uns in Salten) eine Mindestdeckenhöhe von 183 cm.

Die linke Hälfte des abgebildeten Wohnhauses war mit 16,5 mal 6 m ursprünglich nach dem Kleinen Plan gebaut und erst später zum Großen Plan mit zwei Eingängen erweitert worden. Die Deckenhöhe der oberen Etage blieb aber bei 183 cm. (Zu teuer durfte das Prestige schon vor 200 Jahren nicht werden.)
 

* Der Name Schjelderup war mir zunächst schlichtweg unbekannt. Ebenso der Schiffsname Quest.

28. Juni 2006   18:43   Skannland / Landhandel

 

Wohl wesentlich trivialer ist die Vergangenheit des vor hundert Jahren überall an der Küste üblichen Kaufmannsgeschäft in Skånland.

Im Gegensatz zu den touristisch aufbereiteten Läden in Nusfjord, Skrolsvik oder Kjerringsö ist diese - nicht abwertend gemeinte - “Rumpelkammer” (seit fast 50 Jahren) vollkommen unverändert. Dafür habe ich beim Betreten dieses Raums das Gefühl, der letzte Kunde hätte das Geschäft erst vorige Woche verlassen. Das liegt vermutlich an meinem “memory”, in dem noch Gerüche und Formen aus meiner Kindheit gespeichert sind, die diesen hier ähneln. Links an der Wand (nicht mehr auf dem Foto) steht eine lange Bank, auf der ich beim Betreten des Raumes, im Geiste, ein paar Kunden sitzen und geduldig warten sah.

Die “butikk” wurde 1902-1903 auf dem Neuen Kai als großes, modernes Geschäft eingerichtet und löste damit Edevart Dreyers “Kramladen” (krambua) - von etwa 1871 - ab. Sie musste bereits 1958 mangels Kundschaft geschlossen werden.
 

 

28. Juni 2006   19:05   Kai / Handelshaus

In diesem Gebäude befindet sich der neuere der alten Kaufläden.

Einige Räume sind als Ferien -Appartements eingerichtet worden.

Zentrum und Quelle des ehemaligen Wohlstands: der Neue Kai mit dem zentralen Wirtschaftsgebäude. Spätestens um 1960 war es damit vorbei. Der “Fortschritt” ist weder umkehrbar noch anzuhalten.

Die Kosten für die Unterhaltung der jetzt betriebswirtschaftlich nutzlosen Gebäude sind beachtlich. Sie zu erzielen ist eine lange, meist leidvolle Geschichte für diesen und vergleichbare Orte, z.B. Loppa.

Im Internet und in Büchern findet man einige Hinweise darauf, wie man es auf Skånland mit einer Mischung aus teilweisem Verkauf, gewerblicher Viehzucht und viel privatem Engagement geschafft hat, das alte Gut in wesentlichen Bestandteilen bis in 21. Jahrhundert zu erhalten. Siehe weiter unten die “Quellen”.


 

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Mein zweiter Besuch

 

Diesmal bin ich kein erwarteter Gast, wenn auch kein Unbekannter. Vorsorglich meide ich den privaten Bereich. Mit dem fremden Segelboot am Steg und in meinem leuchtend roten Segel-Overall bin ich eine Art “bunter Papagei”*, wohl aber nichts Bedrohliches auf dem Anwesen. (Auch in Norwegen soll es wie in Schweden ein “Jedermannsrecht” geben, es scheint mir aber nicht eindeutig, wie es im konkreten Fall ausgelegt wird.)

*Nachträglich erfuhr ich: man hielt mich für einen Handwerker.

16. Sept. 2006   11:33   Skaanland Schwimsteg PHINE

 

PHINE am kurzen Schwimmsteg westlich der alten Wirtschaftsgebäude mit ihren feststehenden Kaibauten (bei bis zu 4 m Tidenhub), an denen man nicht einfach mal so festmacht.
 

 

16. Sept. 2006   11:28   Skaanland Gartentor

 

Das Gartentor, durch das Gäste vom Kai (dem ehemaligen Geschäftsbereich) zum Wohnhaus (dem privaten Bereich) geführt werden.
 

 

16. Sept. 2006   10:37   Skaanland Wiesenlandschaft

 

Über den Feldweg (hinten links) komme ich vom Kai (jenseits des weißen Hauses) in einem Bogen auf die ausgedehnten Weideflächen mit einem Blick auf das weiße Wohnhaus und den braunroten Stall.
 

 

16. Sept. 2006   10:36   Skaanland Bullen auf Weide

 

Und da grasen sie, die Bullen, die mich - wenn man so will - mit Skånland Gård bekannt gemacht haben. (Um genau zu sein: das waren ihre Vorgänger, die bereits ihren Deckungsbeitrag zum Erhalt des Guts geleistet haben.)
 

 

16. Sept. 2006   10:39   Skaanland Wiese und Hof

 

Den Bullen bietet sich täglich dieser hübsche Anblick.

Da ich auch die Weide der Bullen nicht betreten will - denn die haben absulut keine Veranlassung, das Jedermannsrecht zu kennen und zu akzeptieren -, muss ich ohne bulligen Vordergrund auskommen. Im Grunde genommen sind die ungewöhnlich weiträumigen Weiden von Skånland der eigentliche, wenn auch unübliche Vordergrund.

 

16. Sept. 2006   11:24   Skaanland Garten

 

Meine verwöhnten Schweden*-Augen erfreuen sich an diesem Blick über den Zaun: ein alter, gepflegter Garten und ein über 200 Jahre altes aber sorgfältig erhaltenes Wohnhaus. Es steht in krassem Gegensatz zu dem von mir so vehement beklagten Verfallen-lassens** der “kystkultur”.

(Ich weiß, der vordere Baum stört, aber über den Zaun klettern und die dann störende grüne Plastikleine abbinden ging nicht.)

**Liegt es an der Gering- bzw. Wertschätzung der Vergangenheit oder am Geld? Hier ist sicher viel Geld aber wohl von größerer Bedeutung die Wertschätzung im Spiel. Vergleicht nur mal die Entwicklung in Kjerringö 2006 und rechnet den möglichen Gewinn pro “Kaninchenstall” hoch: multipliziert mit der verfügbaren Fläche und der Nähe zum expandierenden Bodö! Nach Öl in der See zu bohren wäre dagegen reine Geldverschwendung.
 

*Der Hausherr verstand und akzeptierte (im Juni) ohne Umschweife meine Einstellung zum schwedischen “Erhaltungstrieb”.

**Keine falschen Schlüsse, siehe Privatbauten. ##

16. Sept. 2006   10:20   Skaanland Garten mit Scheune

 

Der außerordentlich geschmackvoll in den Garten integrierte Betriebsgebäude. (Es wurde anstelle des 1918 abgebrannten errichtet.) Die Auffahrt führt in den oberen Teil, wo üblicherweise Heu und Geräte gelagert wurden. Das Heu bleibt heute in den weißen “Plastiktüten” eingewickelt auf den Feldern.
 

 

16. Sept. 2006   11:19   Skaanland Garten mit Lusthaus

 

Das “Lusthaus” - neben der geschwungenen Auffahrt zur Edel-Scheune - muss nicht neueren Datums sein. Zu jedem Handelshaus gehörte ein “hage”, ein gepflegter Garten mit seltenen Pflanzen, der den Wohlstand und Geschmack der Handelsfamilie darstellte. Siehe auch Skålvaer.

Der “hage” - und ziemlich sicher auch das “Lusthaus” - wurde erst 1918 angelegt, nachdem das alte Betriebsgebäude, das dichter am Wohngebäude stand, abgebrannt war.
 

 

16. Sept. 2006   10:48   Skaanland Braunes Haus

 

Neben dem Eigentümer wohnten im Laufe der Jahre* eine Reihe weiterer Personen auf einem “gård”, die sich ihre eigenen Häuser bauten.

Das “bygdebok” (Quelle 2) gibt darüber eine umfassende, liebevolle Darstellung.

Diese gingen dann in neuerer Zeit auf die Enkel und Urenkel über, die dem (neunorwegischen) Trend folgend, alles etwas größer benötigen. Allein das Baugerüst lässt erahnen, wie der harmonische Anblick des alten Wohnhauses verändert wird. [Ref., persönlich, Propellertausch, Link erfinden]
 

*Seit 1785, als der dänische König große Teile seiner Ländereien nördlich Trondheim zum Kauf anbot.

16. Sept. 2006   11:02   Skaanland Beeren vor Gelbem Haus

 

Diese hatten dann keinen Garten zur Pracht und Zierde sondern für Essbares wie Johannisbeeren (oder Kartoffeln). Dieser Busch stammt vermutlich noch aus dieser Zeit.

Apropos Kartoffeln: #####
 

 

16. Sept. 2006   11:07   Skaanland Haupthaus Stall Landschaft

 

Zu weit bzw. zu lange möchte ich mich nicht von PHINE entfernen, da sie den einzigen Schwimmsteg zur Hälfte belegt. Es ist also Zeit, umzukehren.

Es wäre jedoch verlockend, auf die umgebenden Hänge zu klettern, um einen Überblick über das ganze “Skån”-Land zu erhalten. Ein dritter Besuch zu Fuß?

 

16. Sept. 2006   11:12   Skaanland Feldweg mit Ballen

 

Ein Feldweg, der vortäuschen könnte, man käme mit einem Auto hierher. Wie man zu Land in Praxis herkommt, steht weiter unten.

Die Berge im Hintergrund liegen jenseits des Beiarkjeften genannten Sunds auf der Insel Sandhornøy. Der höhere runde? ist der Telnestind mit 654 Metern.
 

 

16. Sept. 2006   11:16   Skaanland Stall

 

Als Bewohner eines Bauernhofes muss ich doch noch einen Blick in den Stall werfen: “Wie der Herr so’s Gescherr!” Alles sauber, hell und gut belüftet. Die Rinder betreten und verlassen den Stall durch ein offenes Tor.

 

Außer ihrem Winterstall auf dem Festland besitzen sie eine eigene Insel, Skånlandsholmen.
 

 

16. Sept. 2006   10:23   Skaanlandsholmen Holzkai und Offenstall

 

Hieß nicht der Werbeslogan “Glückliche Milch von glücklichen Kühen”? Beim Betrachten dieser Weideinsel mit Offenstall könnte man texten: “Glückliches Steak von glücklichen Bullen”.
 

 

16. Sept. 2006   10:18   Skaanlandsholmen

 

Eine Rinderweide, die sich manch einer als Stadtpark wünschen würde.

Zurück zum Festland:

 

16. Sept. 2006   11:43   Skaanland Sörlandisierung?

 

Für manchen die Keimzelle eines Greuels: aber Teile eines “gårds” sind schon zu früheren Zeiten an “Hausmänner” vergeben oder im Todesfall des Besitzers in Stücken vererbt worden. Diese Parzellen konnten dann, wie hier, weiter unterteilt, verkauft und bebaut werden. Sommerhäuser in einer Bucht wenige hundert Meter weiter westlich des alten Handelskais.

Hier ist möglicherweise schon die Sørlandisierung im Anmarsch. Nur bei Lebensgefahr oder einem Leck im Rumpf* würde ich wagen, an einem solchen privaten Schwimmsteg festzumachen.

(*Referenz: 2004, Buvåg, Motorschaden, um Mitternacht angekommen, vom südnorwegischen Besitzer des einzigen freien Kais verjagt.)

 

 

 

 

Lassen wir mal das Unvermeidliche außer Acht: Ein Glückwunsch, dass Skånland so lange erhalten blieb - und die besten Wünsche für eine gleichwertige Zukunft!

 

 

 


 

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Mein dritter Besuch

Diesmal habe ich mich wieder angemeldet. Ich hoffe, dass der Wetterbericht stimmt und ich mit einem weiteren Sonnentag belohnt werde. Ich bin neugierig, wie man das Gut, beispielsweise in einem Notfall, zu Fuß erreichen bzw. verlassen konnte bzw. kann.

Mit dem Auto kommt man vorbei an Valnes bis kurz vor ein Gehöft namens Gjaelen?. Vor einer Bedarfs-Bushaltestelle liegt linkerhand ein Parkplatz, etwas weiter ein zweiter auf der rechten Seite. Hinter einem Holztor beginnt dort ein Pfad, der sich später zu einem leicht zu begehenden Weg weitet. Über einen Hügel mit einem alten Gehöft, das jetzt als Clubheim genutzt wird, kommt man zum Meeresufer.

 

19. Sept. 2006   12:23   Wanderung Skaanland Klubhaus

 

Hier beginnt das Gut von Skånland, gleichzeitig endet hier der breite Weg. (Hinter dem braunen Haus liegt ein Schwimmsteg, an dem mich Eirik für die Rückkehr zum geparkten Auto absetzt.) Das Haus wird heute von einem Wanderverein genutzt. Im Hintergrund, unter dem “+”, liegt das Ziel meiner Wanderung. Die Berge hinter dem “+” liegen auf der Insel Sandhornøya.

Der Wetterbericht versprach Sonne. Schade, dass er nicht zutraf.

Ab hier ist das vom Meer blankgespülte Gestein der Weg.
 

 

19. Sept. 2006   12:31   Wanderung Skaanland Uferpartie

 

Mit festem Schuhwerk ist es eine interessante Wanderstrecke voller bizarrer Fotomotive am Boden. Ein Blick zurück zum Anfang der Felsenstrecke.
 

 

19. Sept. 2006   12:40   Wanderung Felstümpel

 

Mit etwas mehr Sonne und Zeit könnte man in dieser weiten Bucht “mehrere Filme verknipsen”. (Mal seh’n, wie lange sich diese Redewendung hält.)
 

 

19. Sept. 2006   12:42   Wanderung Skaanland Felskanten

 

Ein erster scharfkantiger Grund, die Wanderung nicht mit leichtem Schuhwerk zu versuchen.
 

 

19. Sept. 2006   12:59   Wanderung Skaanland Klubhaus

 

Ein weiterer, dritter Grund, auf solides Schuhwerk zu achten: ein kleiner Bach verteilt sich über einen breiten Uferbereich. Im Hintergrund das erste, weiße Haus von Skaanland.

Und der zweite Grund? Hundert Meter vor diesem Bach münden zwei Schluchten in die Bucht, die man nur kletternd überwinden kann. Dort käme man nur schlecht mit einer kranken Person voran. Insgesamt ist der “Landweg” wohl als “leichte Kletterstrecke” zu bezeichnen, bei Minusgraden und Nordweststurm wohl eher als “Herausforderung”.

 

 

 

Ziemlich verschwitzt angekommen werde ich von der Hausherrin, Anne Margrete, mit einem herrlichen kühlen Glas Weiswein begrüßt und während unseres Gesprächs mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Der geschichtlich interessanteste Teil des Gesprächs weist bedauerliche Parallelen zu den schwierigen Bemühungen der Erhaltung von Loppa (Sveim Bertheus) auf.

 


 

Quellen

 

1) Unter http://www.kistefos-tre.no/skanland_handelssted.htm findet man u.a.

Kistefos Træsliberi eier en ideell halvpart av Skånland Handelssted (i Bodø kommune). Anne Margrete Mehren eier den andre halvparten. ... Båten Sverre IV eies av Quest Shipping.

Mit dem Stichwort “Kistefos” kommt man weiter zu Jahresberichten für 2002, 2003 und 2004.

SKÅNLAND HANDELSSTED
Skånland Handelssted in Bodø municipality is 50% – owned by Kistefos Træsliberi. The property comprises several extremely well preserved older buildings, 400 square metres of fields and cultivated pasture as well as 6,000 square metres of coastal pine forest, most of which is protected. 40 cattle were put out to pasture in 2004. Expanding the business base is the key to future active and efficient financial operations.

 

2) Terje Gudbrandson, Kontrastenes rike, Straumen i Bodö, Bodin Byggdebok II - 6B, ISBN 82-991788-1-9, Bodö Kommune Bygdekommiteen, erschienen 2001, Seite 1519 bis 1539

 

Diese 20 Seiten habe ich aus Zeitmangel in der Bibliothek von Bodö nur überflogen. Es genügte aber zusammen mit der Führung im Juni durch das Wohnhaus, um das Fazit für dieses Kapitel zu ziehen:

Dass es Skånland Gård überhaupt gibt, wie es aussieht und wie man hinkommt, weiß ich jetzt, von seiner geschichtlichen Bedeutung habe ich nur den Hauch einer Ahnung. Wie gesagt, da bleibt noch vieles nachzulesen und nachzutragen.

Das liest sich dann - im Juli 2007 - etwa so:

 

 

Kleiner Abriß der Geschichte Skånlands

 

Der erste private Besitzer

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gehörte alles Land (nördlich Trondheim) der (dänischen) Krone. Am 18. Juli 1785 wurde Skånland gård auf einer Auktion versteigert. 1786 wurde der Verkauf an den Amtsrichter [;-)] Eiler Hagerup Rosenwinge für 98 rd. [riksdaler?] vertraglich bestätigt. 1794, also 9 Jahre später, verkaufte Herr Rosenwinge es für 280 rd.

Man vermutet, dass sich die Differenz im Ver- und Ankaufspreis auch durch den Ausbau des Wohnhauses im “Kleinen Barockstil” erklären könnte. (Siehe Text zum Wohnhaus.)

Die nachfolgenden Besitzer

Es folgt eine lange Abfolge von Eigentümern, Aufteilungen und Zusammenlegungen des “gårds”.

1865 beläuft sich die Anzahl der Bewohner auf 14, die Aussaat auf 5 tn bygg (für Nordnorwegen geeignetes Korn), 4 tn Kartoffeln, der Viehbestand wird mit 2 Pferden, 15 storfe, 30 sauer, 1 geit und 1 gris angegeben.

Ein neuer Aufschwung kommt ...

... als um 1870 die Witwe “Madam Olsen” den 52-jährigen Edevart Dreyer heiratet. Dank seiner wurde in Åsvaer (in Helgeland) ein Holzkai inkl. Gebäude gekauft und in Skånland wieder aufgebaut. In einer Ecke dieser “Gammelbryggo” wurde der erste Landhandel (“butikk”) eingerichtet. Edevart Dreyer wurde vermutlich auch Schiffseigner und sorgte dafür, dass 1872 Skånland von den Dampfschiffen (eine Art Busverbindung zu Wasser) angelaufen wurde. (Bis 1930 wurde alle Passagiere und Güter mit Ruderbooten an Land übergesetzt.) Die Aussaut erhöhte er auf  6 tn bygg und 7 tn Kartoffeln, den Viehbestand auf 2 Pferde und 11 Kühe. Damit war Skånland einer der bedeutendsten Betriebe im Landkreis geworden. 1877 ging er mit einem Schiff auf dem Vestfjord unter.

1883 verkauft die zweifache Witwe das Gut an Georg Sellaeg aus Mittelnorwegen. Er war als Handelsmann, Landwirt und Kommunalpolitiker aktiv, beschaffte 1891 die Genehmigung zur Eröffnung einer Poststelle und baute das Handelsgeschäft sehr erfolgreich weiter aus. Bedingt durch den Tod eines Bruders musste er kurze Zeit später in seine ursprüngliche Heimat zurück.

 

 

Die Schjelderup-Epoche (1893 bis 1965)

Im Sommer 1893 kauft Peter Schelderup (1866-1928) - aus (dem benachbarten) Valnes kommend - Skånland. Er hat aus dem väterlichen Geschäft Erfahrung in Schifffahrt und Handel. Man schreibt seiner Ehefrau Johanna Tomesen (1867-1928) aus (dem ebenfalls benachbarten) Straum einen breiten Erfahrungsschatz in Schiffahrt und Landwirtschaft und eine noch größere Durchsetzungskraft als die ihres Mannes zu.

Diese beiden bauten Skånland zu dem wichtigsten Handelshaus in der weiteren Umgebung aus, mit Fischfang und -Verarbeitung und eigener Reederei.

1902-03 wird eine weitere Kaianlage mit Gebäude gebaut. In diesem wird ein größerer, moderner Laden eingerichtet, der Dreyers “Kramladen” (krambua) von etwa 1870 ablöst.

Von den zwei Söhnen, Thomas (1891-1967) und Ludolf (1894-1983), wurde der jüngere ein einfolgreicher Eismeerfahrer, der das Fanggeschäft der Familie energisch weiter ausbaute.

Weil ich mich immer so über die endlosen Querverbindungen in der hiesigen Gesellschaft wundere, z.B. dass ich den Besitzer meiner “gemütlichen” Bootswerft in Bodö als Hausbesitzer in Skånland genannt bekomme: Die jüngste Tochter Rachel (von insgesamt vier Kindern) heiratete einen Christian Jakhelln.

Der Eismeerfang war ein einträgliches Geschäft. Die erste Fangsaison war 1916. Kauf und Ausrüstung der Fangschiffe (die oft im Eismeer überwinterten) erforderte jedoch viel Kapital, was u.a. durch den Verkauf von Teilen von Skånland (Håjan, Vika, 1917) beschafft wurde.

1923 reiste Ludulf Schjelderup nach England und kaufte von dem Polarforscher Ernest Shackleton dessen zuletzt benutztes Expeditionsschiff Quest.

1925 war die Reederei nach mehreren Schiffsverlusten in großen Schwierigkeiten. Die rettende Idee: ein 5-Jahres-Vertrag mit Bennet (so was wie TUI?), die Quest im Sommer mit Touristen nach Svalbard und Franz-Josef-Land fahren zu lassen. Diese Fahrten machten machten die Firma Schjelderup Skaanland weithin bekannt.

Ludolf Schelderup wurde 1928 weiterhin bekannt, als er anläßlich der internationalen Suchaktion als einer der ersten den verschollenen, weltbekannten italienischen Polarforscher Umberto Nobile entdeckte. (1968 trafen sich die beiden noch einmal in Tromsö bei der Einweihung des “Italiamonumentes”.)

1928 sterben die Eltern Peter und Johanna, die Söhne führen die Firma weiter.

1930 wird ein großer “Dampferkai” errichtet.

1938, gerade zur rechten Zeit vor einem weiteren Aufschwung der weltweiten Eismeerjagden, werden die beiden Fangschiffe Quest und Selis von Dampfmaschinen auf Dieselmotoren umgerüstet.

Die Eismeerrederei auf Skånland war zeitweise ein bedeutender - und von den jungen Männern der Umgebung begehrter - Arbeitsplatz mit bis zu 80 Angestellten.

Nach dem Ende des letzten Weltkriegs wurden neue Schiffe benötigt: am bekanntesten wurde die Polarquest, der größte Holzschiffbau (Norwegens) nach dem Krieg.

Das Ende: 1963 geht die Quest bei einer Fangexpedition verloren. 1964 ziehen Thomas Schjelderup mit seiner Frau von Skånland nach Bodø (das Anwesen steht zum Verkauf). 1965 verkauft Ludolf Schjelderup in Tromsö seinen Aktienanteil an dem (letzten verblieben) Fangschiff Selis. (Ludolf lebte schon lange in Tromsö, seine Frau stammte von dort, und Tromsö zu Skånland ist etwa wie Berlin zu Schätzendorf.)

Die heutigen Besitzer Skånlands (seit1967) sind Anne Margrete (aus Bodø) und Haakon Mehren (aus Oslo).

 

 

 

 

 

 

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Zuletzt bearbeitet / korrigiert / erweitert / Verweise (links) getestet am: 25. Juli 2007