By Holger Melms
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Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)
Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
1993
1994
1997
2002
2003
2004
2005
2006
2007
 

Hekkingen
- im Test -

 

Die Insel ist mit ihrem Leuchtturm (Ansteuerung Malangen) und dem schmalen Fahrwasser im Süden (Hekkingsund) für Bootsleute eine feste Größe. Für Landreisende ist es ein Nichts. Selbst das gegenüber liegende “Festland” der Insel Senja (Baltsfjord) ist nahezu unbewohnt (2007: 12 Personen). Für die Gemeinde Lenvik, zu der es gehört und deren Verwaltung in Finnsnes liegt, ist sie der absolute Outpost.
 

 

 



Nächtlicher Besuch auf Hekkingen

 

Fährt man die Außenseite der dort wild zerklüfteten Insel SENJA entlang, kommt man an einer Insel mit dem untypischen - weil „öy"-losen - Namen „Hekkingen" vorbei. Ein enges und nicht sehr tiefes Fahrwasser südlich dieser Insel erspart einem einen großen Umweg. Während der Streckenplanung in den Norden habe ich mir im Juni das Gebiet bei Hekkingen sehr genau auf meinen diversen Karten angesehen: der genaue Verlauf des Fahrwassers ist schwer zu verstehen. Ein kleiner Anleger oder geschützter Ankerplatz ist nicht zu entdecken. Statt dessen ist die Insel von Hunderten Schären und Klippen umgeben. Auch der auf der Nordspitze der Insel stehende Leuchtturm ist mit einem normalen Segelboot nicht direkt zu erreichen.

Als ich in der Provinz Finnmark damit anfing, mich um die Ereignisse von 1944/45 zu kümmern, erhielt ich bei zu detaillierten Fragen von verschiedener Seite stets die Anwort: „Auf Hekkingen wohnt ein Mann, der weiß alles über den Krieg." Damit kam Hekkingen nicht nur wegen der Umsegelung von Senja auf meinen Fahrtenplan in den Süden.

Wo aber sollte der Mann wohnen? Auf der Seekarte ist nicht zu erkennen, dass ein Haus auf Hekkingen steht. Die weithin sichtbaren drei Häuser am Leuchtturm im Norden der Insel kämen in Frage, sind aber von der Seeseite praktisch nicht zu erreichen. Vielleicht ist ein anderes Haus zu entdecken, wenn man durch den Sund südlich der Insel fährt.

Bei ruhigem Sonnen-Wetter kam ich abends gegen zehn Uhr durch dieses schmale Fahrwasser am Südufer von Hekkingen. Und siehe da: direkt neben dem Fahrwasser liegt ein kleines aber gepflegtes Gehöft. Und aus dem Wohnhaus steigt Rauch auf! Da muss jemand anwesend sein, der etwas von dem Mann mit den Kriegskenntnissen weiß. Aber wie an Land kommen? Am Fahrwasserrand stehen drei Baaken - das sind Gestelle aus dicken, rostigen Eisenrohren - , die offiziell als Festmacher verboten sind. Aber hier im Norden ist alles etwas inoffizieller. Ich kann die Strömung ausnutzen, um festzumachen, ohne dass PHINE gegen die scharfkantigen Eisenträger gedrückt wird. Dann rudere ich an Land und ziehe das Beiboot auf die Felsen. Unter dem wütenden Protest der ortsansässigen Möven klettere ich in Richtung Haus.

Auf halbem Weg steht ein kleines Holzschild „Kjell Fjörtoft Plass". (Plass = Platz.) Das sieht nach einem Besitzer mit Selbstbewusstsein aus.

In der Tür des Hauses steht ein freundlich lächelnder Mann, der mich sofort willkommen heißt. Es stört ihn auch nicht, dass ich nicht einmal den Namen desjenigen weiß, den ich suche. Aber in kurzer Zeit haben wir geklärt, dass er derjenige mit dem Wissen um die Kriegsereignisse ist. Und es hat den Anschein, dass er den unverhofften Besuch genießt und ausdehnen möchte. Da ich keinen längeren Aufenthalt erwartet hatte, muss erst das Beiboot vor der Flut und PHINE vor einer kenternden Strömung in Sicherheit gebracht werden.

Gemeinsam suchen wir in dem flachen Uferwasser einen besseren Liegeplatz für PHINE, vertäuen sie und gehen zurück ins Haus. Nach einer eingehenden Führung durch das Gehöft, das noch aus dem 18. Jahrhundert stammt und keinen Anschluss an das Stromnetz hat, beginnen wir über Gott und die Welt zu diskutieren. Das mag unglaubwürdig klingen. Aber es ist ein einfaches Wechselspiel zwischen zwei Leuten, die nicht darauf angewiesen sind, ein Image aufzubauen oder zu erhalten: ich war ohne Was-darf-ich-fragen-Filter neugierig und mein Gastgeber erfreut, auf jede unkonventionelle Frage eine offene und ausführliche Antwort geben zu können.

Der Ofen wärmt, Licht brauchen wir nicht und das Bier ist ausreichend kühl. Durch die alten Fensterrahmen sieht man aus diesem kleinen, wohl seit hundert Jahren unveränderten Wohnzimmer auf die bizarre, sonnenbeschienene Bergkulisse von Senja.

So langsam dämmert mir auch, mit wem ich es zu tun habe: Mein Gastgeber heisst Kjell Fjørtoft, ist 73 Jahre alt und erlebte den Krieg als Junge in einem aufgeklärten Elternhaus. Er hat rund zwanzig zum Teil sehr erfolgreiche Bücher geschrieben, war früher ein bekannter Fotograf und später Autor von gut zwei Dutzend Fernsehreportagen. Allerdings wurden seine Bücher, die sich mit dem Krieg beschäftigen, von etlichen National-Historikern angefeindet. Und das war eine offene Wunde. (Mehr dazu unter Hekkingen 2006.) ###

Wir reden über vier Stunden und mokieren uns zwischendurch über die Führer der wenigen vorbeikommenden Motorboote. Diese sonst ständig rasenden Zeitgenossen schleichen förmlich durch das nahe Fahrwasser, um sich einen Reim auf das merkwürdige Segelboot vor dem Haus des bekannten Autors - und eigenwilligen* ### Inselbesitzers - zu machen.

Bier und Wärme ermüden dann doch. Ich verabschiede mich und klettere auf wackelnden Steinen durch das knietiefe Hochwasser zu meinem bei Niedrigwasser auf einem Felsen festgebundenen Beiboot. Bis zur PHINE ist es nur eine kurze Strecke.

Als ich schon im Beiboot sitze, bringt mir Kjell Fjörtoft noch eine Schale Moltebeeren, die er als Inselbesitzer unbeschränkt ernten darf* ###. Wir wollen noch gemeinsam frühstücken, wenn das Wetter es zulässt.

Das tut es aber nicht. Früh um fünf dreht der Wind und die Strömung. Es ist zweifelhaft, ob der Anker hält. Also muss ich die beiden Landleinen mit dem Beiboot lösen, bevor der Anker zu slippen beginnt. Ich versuche zwar noch, das Boot an anderer Stelle zu verankern, finde aber keinen geeigneten Platz. Kjell Fjörtoft hat meine Manöver wohl gesehen. Er erscheint in der Tür. Wir verabschieden uns aus der Ferne.

Und was waren die Fragen, die mich nach Hekkingen führten?

Frage Nummer 1: Warum wurde aus den 340.000 ausgeruhten deutschen Besatzern, die sich zu Kriegsende in Norwegen befanden, nicht ein Kontingent zum Wiederaufbau der Finnmark abkommandiert? Antwort: keiner der „abgebrannten" Finnmärker wollte noch mal einen Deutschen sehen, nicht mal als Leibeigenen. (Stimmt nicht ganz: zum Minenräumen wurden sie ausgiebig und gerne genutzt. Sie waren dabei sogar sehr erfolgreich. Dabei fällt mir auf: ist jemals eine geschlagene Armee zum direkten Wiederaufbau des von ihr Zerstörten herangezogen worden?)

Frage Nummer 2: Was wurde aus dem ganzen Material, das eine ungeschlagene Armee von 340.000 Mann notwendigerweise besitzen muss? Oder auch: welchen Wert besaß dieses Material, das ja wohl vom U-Boot bis zum Betonmischer alles umfasste und womöglich für eine zehn- oder hundertfache Wiedergutmachung in bar für jeden Finnmärker gereicht hätte? Antwort: Haben die Amerikaner alles sofort in Kisten verpackt und in die USA geschafft. (NIcht nur die, die Briten haben, wie ich spæter erfuhr, auch kræftig hingelangt.)

Die letzte Antwort ist schon etwas Bier-geschädigt und leitet für Kjell Fjörtoft zu dem Thema über, das ihn am meisten bewegt: sein „Krieg" mit den Berufs-Historikern, die seine Arbeiten immer wieder anzweifeln. Für meine Frage scheint zu gelten: die Briten und Amerikaner hatten auch in diesem Punkt (siehe „Tana-Bru") einen so starken Einfluß, dass sie ihre Interessen über die des kleinen 4-Millionen-Volks der Norweger oder gar der lächerlichen 75.000 Finnmärker stellten. Schließlich hatten sie den Krieg gewonnen und nicht die paar engagierten norwegischen Soldaten, die auf Seiten der Alliierten mitkämpften. Und was in Kisten verpackt wurde, waren vor allem Dokumente, die sich in riesiger Menge in einem amerikanischen Archiv (Name vergessen) befinden sollen (habe daran keine Zweifel, nur indirekte Rede!), aus dem Kjell Fjörtoft Tausende von Mikrofilmseiten besäße, und die die Basis seiner Kriegsbücher seien.

In der Bibliothek von Harstad habe ich mir für einen Tag zwei seiner Bücher ausgeliehen: ein Kriegsbuch und ein Buch über Hekkingen. Mehr als hundert Seiten habe ich in der Zeit nicht geschafft. Für das Kriegsbuch scheint zu gelten: neben möglichen Fehlern scheint es eine Reihe unpatriotischer Fragestellungen zu enthalten, was sich schon in einem der Untertitel andeutet: „Krieg - und Zusammenarbeit". Das Buch über Hekkingen „Min öy i havet" (Meine Insel im Meer) erzählt nicht nur von der Vergangenheit dieser Insel sondern gibt einen interessanten Abriss der Geschichte von Nordnorwegen. (Ich weiß nicht, ob diese Bücher ausserhalb Norwegens erschienen sind.)

nach ### Arnöya

 

Wenn ich dieses Werkverzeichnis gekannt hätte, ich hätte vielleicht auch Guten Abend gesagt und gefragt, aber sicher nicht so unbefangen.

Kjell Fjørtoft
Født 1930. Født og bosatt i Tromsø.
Æresmedlem i Nordnorsk Forfatterlag 2007

Bibliografi:

Troms med bankene utenfor. Tromsø bokhandel, 1966
Nord i kongeriket : streiftog blant havfolk og samer. Grøndahl, 1969
Troms. Tanum, 1970
Rapport fra Svalbard : en del av Norge? Grøndahl, 1972
Rapport nordfra ’75. Grøndahl, 1975
Dramaet på Arnøy. Gyldendal, 1981
Lille-Moskva : den glemte krigen. Gyldendal, 1983
Vi fikk vår frihet : Finnmark høsten 1944. Gyldendal, 1984
Spionfamilien. Gyldendal, 1986
Min øy i havet. Gyldendal, 1987
Mot stupet : Norge inn i krigen. Gyldendal, 1989
Ulvetiden : krig og samarbeid. Gyldendal, 1990
Dramaet på Arnøy. 2. utgave. Gyldendal, 1991
På feil side : den andre krigen. Gyldendal, 1991
Veien til Østfronten : krigens mange ansikter. Gyldendal, 1993
Kongen av Sassen Bay : fangstfolkenes historie. Om bl.a. Hilmar Nøis. Gyldendal, 1995
De som tapte krigen. Gyldendal, 1995
Oppgjøret som ikke tok slutt. Gyldendal, 1997
Menn av is og kulde : kampen om Svalbard. Forum Aschehoug, 2000

Filmproduksjoner:

Hummerfiske på Nordøyane. 1959
Langt mot nord. Om selfangsten i Vestisen. 1961
Isafjord – havneby til Vestisen. Om Isafjord på Island. 1961
Der villmark venter. Fra Indre Troms. 1964
Nord-Fugløy – havørnenes rike. 1964
Tromsø – Nordens Paris. 1965
Porten til Ishavet. Tromsø etter byutvidelsen. 1967
Oluf Rallkattli. Reklamefilm. 1970
Frisk ungdom. Fra idrettsleir i Balsfjord. 1973
Sandnessundbrua. 1975
Rallarnes testamente. 1981
Lille-Moskva. Om partisanene fra Kiberg. 1982
Nessekongen. Om nordnorske handelssteder. 1983
Brødrene Bothner 1984
En foss blir til kraft. Utbygginga av Bardufoss kraftverk 1950-1953. 1986

Fjernsynsproduksjoner (NRK) TV-Produktionen:

Norsk profil. Om banksjef Anton Jacobsen fra Tromsdalen. 1964
Porten til Ishavet. Om Tromsø. 1969
Kvinner ved havet. Fra Ersfjord på Senja. 1969
Bankene utenfor. Fra Fugløybanken. 1969
Gudbrand Paulsen. Trekkspill-viruos og instrumentmaker fra Tromsø. 1969
Hekkingen. Om fugleværet utafor Senja. 1970
Vårfiske i nord. Fiske etter rognkjekse utafor Senja. 1970
Utrydder vi selen i Vestisen? 1970
Fangstmann på Svalbard. Om Frederich Ruback fra Harstad. 1970
Havsula. Fra Vesterålen. 1972
Aksel på Fugløykalven. 1972
Svalbardi fundin. 1972
Naturvern på Svalbard. 1972
Folket på Rebbenesøy. 1973
Kongerike uten fremtid. Om Risøy utafor Kvaløya, Tromsø. 1973
Nord-Fugløy i Troms. 1974
Folket på Musvær. Øy utafor Kvaløya, Tromsø. 1977
Jente som gårdbruker. Fra Steigen. 1978
Smeden i Nyksund. 1980
Sauer som utegangere i Tromsø. Fra Rebbenesøy. 1980

Bidrag i antologier:

Nordnorge forteller. Nordnorsk forfatterlag/Tiden, 1977

Medlemskap:

Norsk faglitterær forfatter- og oversetterforening

Priser:

Troms fylkes kulturpris, 1983

Litteratur om forfatteren:

Texmo, Ole: Arkivrotta. Om den norske okkupasjonshistorien. I: Ikkevold, nr 164 (1995)
 

 

Kjell Fjörtoft im Boot vor seinem Haus auf Hekkingen (um 1980)Kjell Fjörtoft vor seinem Haus auf Hekkingen. Die Aufnahme stammt von der Rückseite seines Buches “Min øy i havet”, das 1980 veröffentlicht wurde.

 

Gyldendal Norsk Forlag, Oslo
ISBN 82-5-17372-9

“Tiltegnet mine to sønner Knut og Sverre” / ”Meinen beiden Söhnen Knut und Sverre”

Eine Widmung, die offensichtlich nicht verhindern konnte, dass Hekkingen 2006 nicht vererbt sondern verkauft wurde.

(Mehr dazu unter Hekkingen 2006.)

 

Hekkingen am 30. Juli 2003 früh um fünf.Hekkingen am 30. Juli 2003 früh um fünf.

Der “Turm” auf dem Berg ist eine Varde. Vor dem Haupthaus ist in den letzten 20 Jahren ein hoher Busch gewachsen. Das braune Gebäude ist der Bootsschuppen.

 

Hekkingen am 30. Juli 2003 früh um fünf (Ausschnitt).Eine digitale Vergrößerung aus obigem Foto.

 

Hekkingen 1923.

Da gab es noch weitere Gebäude. Der Hof war noch ständig bewohnt.

Quelle: Lenvik-Museum

 

Hekkingen im Winter 1960.

Da mag es schon leer gestanden haben, denn als Kjell Fjörtoft es 1966 kaufte, waren die letzten beiden Bewohnerinnen schon längere Zeit nach Sommaröy gezogen.

Quelle: wie oben.

 

Ich vermute, dass diese hübsche junge Frau, geb. 1989, eine der beiden älteren Damen war, die Hekkingen nach langem Zögern 1966 verkauften.

Gjertrud Strömmesen f. 1889, Austein. Gift med Ole Hansen, Hekkingen. Datter av Hanna Andersen og John Strömmesen. Bildet er tatt i 1908.

Quelle: wie oben

 

Weitere Fotografien des Lenvik-Museums. Abschnitt “fotografier” und “Søk i bildearkiv” mit Stichwort “Hekkingen”.

 

 

Hekkingen 2006

 

2003 war der nächtliche Besuch auf Hekingen der Höhepunkt eines ereignisreichen Jahres. 2004 bekam ich auf der Fahrt in den Norden mein Dieselleck nicht in den Griff und vermied abgelegene Gebiete. 2005 bin ich nach Süden (Tröndelag) gesegelt. Dieses Jahr wollte ich unbedingt wieder in den Norden und unbedingt nach Hekkingen.

 

Im Frühjahr, während meiner Törnplanung, erhielt ich einen Hinweis von Vidar (aus Alta), dass Hekkingen verkauft sei. Kurze Zeit später wusste ich auch, an wen. Damit war für Monate sichergestellt, dass ich beim Gedanken an Hekkingen übellaunig wurde.

Zunächst fand ich im Internet folgende Zeitungsnotiz unter http://www.dagbladet.no/nyheter/2006/05/30/467652.html:

 

Heyerdahl kjøper Fjørtoft-paradis - Dagbladet.no

SOLGTE MED FORTJENESTE: forfatter, filmprodusent og journalist, Kjell Fjørtoft solgte Hekkingen til Jens P. Heyerdahls barn

FOTO: KAJA BAARDSEN

Barna til Jens P. Heyerdahl har kjøpt øya Hekkingen nord for Senja. Prisen er 6,1 millioner kroner, 3,1 millioner over takst.

ULF ANDRÈ ANDERSEN, FRODE HANSEN

Tirsdag 30.05.2006, 23:49  oppdatert 00:52

Selger er forfatter, filmprodusent og journalist, Kjell Fjørtoft.

- Jeg er i høyeste grad fornøyd med salget. Øya har betydd det meste for meg, sier Fjørtoft til Dagbladet.no. Forfatteren vil ikke kommentere hvem som har kjøpt eiendommen. Fjørtoft kjøpte øyparadiset i 1966.

Dagbladet.no får bekreftet av kilder i eiendomsbransjen at det er barna til Jens P. Heyerdahl, Jens P. Heyerdahl d.a.y og Mari-Ane Røed Heyerdahl, som har kjøpt eiendommen.

http://www.aftenposten.no/english/business/article763601.ece?service=print

(Some english statements about Jens P. Heyerdahl, plus Foto.)

Øya Hekkingen utenfor Senja er på drøyt 800 dekar, hvorav Fyrvesenet har 45 dekar. I tillegg følger et stort antall holmer og skjær og fine badestrender med på kjøpet. Øya er en av de mest spesielle fritidseiendommene som er lagt ut for salg i Norge.

Eiendomsmegler Jørn T. Nerdal hos Notar Eiendom i Tromsø sier at taksten var på tre millioner.

- Det var en langsom prosess helt til man tok fatt på selve budrunden. Når man først kom i gang, gikk det ganske fort. Eiendommen ble solgt for 6,1 millioner kroner. Det er en unik eiendom med en unik historie, sier Nerdal, som heller ikke vil kommentere hvem som har kjøpt eiendommen.

Kjell Fjørtoft har skrevet tre av sine 19 bøker på skrivemaskin på Hekkingen.

- Jeg var en «urolig» journalist og har skrevet kontroversielle bøker. Til tider var det en knallhard påkjenning. Da var det godt å komme til Hekkingen. Hvis jeg ikke hadde hatt Hekkingen, tror jeg ikke jeg hadde hatt balansen i meg til å skrive bøkene, sier Fjørtoft, som understreker at det har vært viktig å finne en kjøper som vil ta vare på stedet og på fuglene.

 

Zu deutsch:

Der Verfasser, Filmproduzent und Journalist Kjell Fjörtoft hat sein Inselparadies Hekkingen verkauft. Fjörtoft habe drei seiner 19 Bücher auf einer Schreibmaschine auf Hekkingen geschrieben. Die Insel sei das außergewöhnlichste Freizeiteigentum, das je in Norwegen zum Kauf angeboten wurde. Der Preis: gefordert 3 Millionen Kronen, gezahlt 6,1 Millionen Kronen. Der oder die Käufer seien die Kinder von Jens P. Heyerdahl.
 

Fjörtoft konnte 1966 auf Grund seiner Heimatverbunden heit   die Insel von zwei älteren Damen kaufen.

In dieser Internet-Notiz - die wie üblich in einiger Zeit gelöscht sein wird, daher die Kopie - findet sich auch ein Bild von Kjell Fjörtoft, das von den scheußlichen Farben befreit unter 2003 Senja / Hekkingen steht, also unter dem Jahr, an dem ich ihn traf. ###

Vielleicht wundert sich jemand über meine Schlechte-Laune-Bemerkung. Der Grund: zu meinen deprimierenden Erfahrungen an der Südküste Norwegens mit den oft rücksichtslos errichteten Neureichen-Bauten passten die Bemerkungen über die Versuche der Familie Heyerdal - im Internet findet sich so manches -, Bauauflagen zu unterlaufen. Dazu am der Artikel über den nicht so recht gloriosen Abschied des Jens P. Heyerdahl aus dem Vorstand einer großen Firma Orkla.

 

Ich befürchtete daher, in Hekkingen Bagger und Baumaschinen beim Bau eines Hafens und einer Protzvilla anzutreffen. Und selbstverständlich einige Riesenschilder mit der Aufschrift “Privat”.

Im Prinzip wurde diese Vermutung von Kjell Ove bestätigt. Unter anderem soll der Preis der Insel so in die Höhe geschnellt sein, weil sich, wie Bill Maher in “I’am Swiss” einfühlsam formuliert, “two powerhungry pricks” (dort Saddam/Bush) die Insel sichern wollten. Es ging also ums Prestige. (6 Mill. Kronen sind rund 1,5 Jahresgehälter des neuen Besitzers, juristisch genauer, des Vaters der neuen Besitzer.)

Den neuen Hafen sieht Kjell Ove ebenso wie ich, die Villa auch, aber solange nicht, wie Fjörtoft lebt. Dazu passt auch, dass Fjörtoft den Sommer auf der Insel verbracht hat.

 

Nach weiteren Details, die ich bei der erwähnten Tasse Kaffee auf der Terasse des Kurs- og Feriesenter erfuhr, erschien mir der Verkauf von Hekkingen nicht mehr so dramatisch. Es ist halt der Lauf der Welt, dass manche Dinge weder sinnvoll vererbt noch ewig existieren können. Zwei Details lassen vermuten, dass Fjörtoft sich bemühte, den Käufer nach seinen Kriterien (Erhalt des Anwesens und der Vogelwelt*) auswählen zu können: im Maklervertrag soll festgelegt gewesen sein, dass nicht an den Meistbietenden verkauft werden muss. In der Familie des Käufers soll es eine Bindung an die Nordküste der Insel Senja geben.

* “en kjøper som vil ta vare på stedet og på fuglene.”

 

 

 

 

Das verkaufte Paradies

 

 

Die 6 Millionen Kronen Insel (dunkelgrün) vor der Bergkulisse von Senja. Rechts die Gebäude des Leuchtfeuers. Sie gehören dem Staat und sind an Kjell Ove vom Kurs og Feriesenter in Sommarøy verpachtet.  Auf dem höchsten Punkt der Insel die Varde (weithin sichtbare schwarze Seezeichen). Die Gebäude des alten Handelsplatz’ liegen jenseits der Varde am Sund zwischen Hekkingen und Senja.
 

 

 

Da ich mich noch sehr gut an die Lage möglicher Festmacher vor dem Haus erinnere, weiß ich, wo und wie ich PHINE mit ihrem Tiefgang von 1,80 m in dem seichten Wasser ohne Anker vertäuen kann. (Ich muss auch bei aufkommendem Starkwind und der immer vorhandenen Strömung im Sund schnell und sicher ablegen können.)

10 m Leine auf Slip mit Karabinerhaken zum leichten Lösen auch unter Zug. Erst dann 60 m einfache Leine, um mit der zweiten 60 m Leine den Eisenpfahl ebenfalls auf Slip zu erreichen.
 

 

 

Am späten Nachmittag stehe ich also an Land und kann in Ruhe meinen Inselrundgang beginnen. (Das rote Haus im Hintergrund steht auf einem Platz, für den ich in den Seekarten die Bezeichnung Lyngsvaer und Giske gefunden habe.)
 

 

 

“Das Haus des alten Mannes auf Hekkingen, der alles über den Krieg weiß.” Unter dieser Prämisse war ich 2003 zum ersten mal hierher gekommen.

Links der Bootsschuppen, in dessen Nähe damals das Schild “Kjell Fjörtoft Plass” stand. Damals, das ist am 30. Juli 2003 abends um Zehn, war ich jenseits des Bootschuppens “angelandet” und von Tausend wütenden Möven begrüsst worden. Diesmal war kein einziger Vogel auf der ganzen Insel. Symbolisch? Kjell Fjörtoft war jedenfalls nicht (mehr) anwesend aber noch präsent, wie das letzte Foto in diesem Kapitel zeigt.
 

 

 

In dem Buch “Min Öy i havet” hat Fjörtoft die Geschichte dieses Hauses soweit beschrieben, wie sie sich noch rekonstruieren ließ.

Es wurde um 1790 gebaut (S.31) und hatte in den über 200 Jahren viele Besitzer, von denen die wenigsten hier wohnten. Man setzte Verwalter ein, die die Interessen des Besitzers gegenüber den rund Hundert Fischern vertraten, die die Insel in der Fischfangsaison bevölkerten.  
 

Seitenangaben für das zitierte Buch.

 

Vor drei Jahren begrüsste mich in dieser Tür der “Mann auf Hekkingen, der alles über den Krieg weiß”.

Es scheint eine Übereinkunft mit dem neuen Besitzer zu geben, dass er das Haus weiterhin bewohnen darf, wie die noch immer vorhandenen persönlichen Gegenstände und die Bemerkung von Kjell Ove vermuten lassen.
 

 

 

Das gesamte “Anwesen”. Man sollte nicht an irgendeine Idylle glauben. Rechts neben der Tür ist eine der vier schweren Eisenketten zu erkennen, mit denen das Dach gegen Stürme gesichert ist. Und die Früglingsstürme können ein schweres Ruderboot leicht einige Meter in die Luft reißen. (S.63)
 

 

 

Eine solide Verankerung der Dachketten, die bei Sturm gegen die Bretterwände schlagen. - Eine Villa aus modernem Material und geeigneter Konstruktion mag schon einem Sturm in Orkanstärke (S.22) gewachsen sein. Aber werden es auch die Nerven ihrer - vermutlich städtischen - Bewohner sein, in der Gewissheit, bei Sturm weder die Insel verlassen noch Hilfe von außerhalb erwarten zu können?
 

 

 

Es geht, aber es tut kaum einer: das so viel beschworene “einfache Leben” zu leben. (Manche Segler mögen noch so leben.) Hinter dieser Tür zur STORSTUA verbirgt sich nichts anderes als ein ganz einfaches Plumpsklo mit zwei(!) Sitzen. Kjell hatte eine schelmische Freude, mich auf die Bezeichnung Storstua hinzuweisen: Große Stube.

Wie schon gesagt: Kjell Fjörtoft hatte den Stromanschluss für das Haus verweigert, als das Kabel von Senja zum Leuchtfeuer verlegt wurde. Sicher nicht aus Sparsameit, sondern in der Einsicht, dass es zu einer grundlegenden Verfälschung des Lebens in seinem Paradies führen würde. (Es gibt auch ohne Stromanschluss schon genug Modernisierungen, wie ein Mobiltelefon mit Solarzellen, Außenborder statt Ruderboot oder Bier, wenn auch warm, aus Dosen.)


 

 

Bei dem diesigem aber trockenem Wetter kann ich nun nachholen, wozu mir vor 3 Jahren die Zeit fehlte:

Ein Spaziergang über die Insel.

Es wird eine ziemliche Kletterei. Zum Leuchtturm zu “wandern” stellt sich, bei der Varde angekommen, als unmöglich heraus. (Es gibt sicher einen Weg an anderer Stelle.)
 

 

 

Auf halber oder drittel Höhe angekommen hat man etwa den Blick, den man aus der Wohnstube im Haus, über Langholmen hinweg, auf den gegenüberliegenden Baltsfjord hat, der nach dem 782 m hohen Berg Balten benannt ist. (Der höchste Gipfel im Bild.)
 

 

 

Blick über den Hekkingen Sund in Richtung Malangen (die große Wasserfläche im Hintergrund links).
 

 

 

Blick nach Nordosten. Die große dunkle Insel ist Håja.

Die kleine markante Insel im Hintergrund kann ich nicht zuordnen, sie muss außerhalb des inneren Fahrwassers liegen, das ich ab Torsvåg gewählt habe.
 

 

 

Blick nach Westen. Links Senja. Unterhalb der Stelle, an der ich stehe, der einzige auf den Seekarten verzeichnete Ankerplatz bei Hekkingen.
 

 


Nach dem Kletterspaziergang über den begehbaren Teil der Insel betrachte ich mir noch einmal das Haus, in dem mir jeder uralte Stuhl und jedes gut 100 Jahre alte Bett gezeigt und deren Vergangenheit beschrieben wurde.

Wahrscheinlich wäre jeder vorbeisegelnde Fremde mit einem ähnlichen Anliegen ebenso freundlich von Fjörtoft empfangen und bewirtet worden.

 

Selbst wenn man es zu einem Museum machen würde, es wäre nur noch ein entseelter Abglanz seiner selbst, voller “Krempel”, dessen Bedeutung und Wert  kaum noch jemand kennen und schätzen würde.

OK, Häusern eine Seele zuzuschreiben, geht etwas weit. Aber der Verbindung aus Haus und Besitzer eine Seele zuzubilligen ginge vielleicht schon.
 

 

 

 

Mein Fazit nach diesem Besuch der Insel und der abermaligen Lektüre von “Min Öy i havet”:

Ein Paradies kann man nicht kaufen.

Ich bin überzeugt: Auch für Spekulanten wird die abgelegene Felseninsel zu keinem ökonomischen Paradies. Und für eine prestigeträchtige Residenz ist das Klima und die Lage einfach zu rauh. Bleibt also nur, es zu erwerben. (Goethes “was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen” haben wir alle in der Schule gelernt.) Und dazu gehört schon ein sehr ausgefallener Charakter, der nicht nur die Einsamkeit der Lage und die Rauheit des Klimas aushält, sondern in ihnen auch noch eine sinnvolle Tätigkeit ausführen kann. (Fjörtoft hat hier drei seiner 19 Bücher geschrieben.)

Mit anderen Worten: Hekkingen ist - wie eine Zeitung titelte - ein Fjörtoft-Paradies; kein  Paradies an sich. Die Insel selbst hat zwar auf Grund ihrer Lage und Geschichte einen prestigeheischenden Namen, ist emotionslos betrachtet aber ein schlecht zu nutzendes Stück Land, das eigentlich ein Naturreservat für Seevögel und kreative Einsiedler bleiben sollte. (Das Wort Stiftung kommt mir in Anlehnung an die Stockholmer “Schärengartenstiftung” immer wieder in den Sinn. Aber das ist Schweden.)

 

 

 

 

Kjell Fjörtoft (im Mai 2006?). Das Foto wurde anlässlich des Verkaufs von Hekkingen veröffentlicht. FOTO: KAJA BAARDSEN, überarbeitet.

 

 

 

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30.10.2008

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